In Schach gehalten werden derzeit die globalen Lieferketten. Die Engpässe bei vielen Vorprodukten dürften die deutsche Volkswirtschaft nach Schätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) im laufenden Jahr rund 25 Milliarden Euro kosten. Die Belastungen werden wohl im Verlauf des dritten Quartals leicht abnehmen, aber erst danach sollte sich wieder eine deutliche Besserung einstellen. Allein im zweiten Quartal dürfte demnach die deutsche Wirtschaftsleistung durch die Zuspitzung der Liefersituation um etwa ein Prozent gedrückt worden sein. Die Industrie und auch viele Handwerker beklagen seit Monaten, dass dringend benötigte Rohstoffe und Vorprodukte fehlen oder verzögert geliefert werden. Die Gründe sind vielschichtig. Einerseits lässt die anziehende Konjunktur der Schwergewichte USA und China viele Güter knapp und teuer werden, und andererseits hat die Corona-Pandemie die globalen Lieferrouten in der Containerschifffahrt durcheinander gewirbelt. Unpünktliche Schiffsankünfte sind seit langem an der Tagesordnung. Im Ergebnis sitzt die deutsche Industrie zwar auf prall gefüllten Orderbüchern, kann die Aufträge aber derzeit nicht zeitnah abarbeiten. So führen aktuell Lieferprobleme der chemischen Industrie zu einem Mangel an Vorprodukten in der Kunststoffindustrie. Hierdurch wiederum entstehen Engpässe beispielsweise bei Blinklichtscheiben, die für die Autoproduktion gebraucht werden. Den gleichen Effekt hat die unzureichende Versorgung mit Halbleitern. Alleine in der Autoindustrie ist die Fertigung von mehreren 100.000 Fahrzeugen aufgrund fehlender Mikrochips ausgefallen. Auch hier sind die Engpässe in erster Linie auf eine stark gestiegene Nachfrage zurückzuführen. Viele Branchen haben die aktuelle Entwicklung offenkundig massiv unterschätzt und im Vorfeld wohl zu wenig Chips geordert. Der nun losgebrochenen Welle plötzlicher Nachbestellungen können die Hersteller nicht so rasch nachkommen. Denn die Produktion eines Mikrochips dauert bis zu 26 Wochen, und auch hier sind die Kapazitäten zunehmend ausgelastet.
Engpässe dürfte es zukünftig auch aufgrund der steigenden Nachfrage nach Wasser geben. Nach Schätzungen von Experten soll der Wasserbedarf bis 2050 um mindestens 20 % zunehmen. Zugleich wirkt sich der Klimawandel nachteilig auf das Wasserangebot aus, ebenso Faktoren wie die ineffiziente Wasserinfrastruktur, die oft zu Wasserlecks führt. Sollte es nicht gelingen, die knappen Wasservorräte der Erde klug zu bewirtschaften, könnte dies immense soziale und wirtschaftliche Kosten zur Folge haben. Der globale Wassermarkt bietet damit attraktive strukturelle Wachstumsaussichten und wurde 2020 auf 655 Milliarden USD geschätzt. Rund 29 % des Marktes entfällt auf Anbieter von Abwasseraufbereitung (z. B. Wasserversorger). Die restlichen 71 % sind haupts ählich Lieferanten von Anlagen und Geräten zur Ausrüstung für die Wassererschließung, -versorgung und -aufbereitung.
Wie in anderen Industrien, beispielsweise in der Landwirtschaft, hat die „intelligente Digitaltechnologie“ inzwischen auch im Wassersektor Einzug gehalten und trägt dazu bei, die Anlagen besser zu bewirtschaften und zu automatisieren. Intelligente Wasserzähler messen dabei die Fließgeschwindigkeit, die Temperatur und den Druck und unterstützen dadurch die Wasserversorger bei einem effizienteren Betrieb ihrer Anlagen. Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser sowie Sanitärversorgung für alle fällt unter das sechste Ziel der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung und bleibt einer der größten Herausforderungen für eine nachhaltige Welt, denn für Wasser gibt es keinen Ersatz, und es sind auch keine "disruptiven Technologien" in Sicht, welche die Wasserindustrie fundamental verändern könnten. Die Wasserinfrastruktur in vielen Regionen der Welt ist inzwischen entweder veraltet, sanierungsbedürftig oder muss erst noch gebaut werden. Allein in den USA sind über 40 % der Wasserleitungen in einem sehr schlechten Zustand, der vielleicht mit Mitteln aus dem geplanten US-Infrastrukturprogramm verbessert werden wird.
Inzwischen gibt sich auch die US-Notenbank (Fed) zuversichtlicher für die heimische Volkswirtschaft und signalisiert eine etwas frühere Straffung ihrer extrem lockeren Geldpolitik. Wie aus den letzten Zinsprognosen der Notenbanker hervorgeht, könnten die Leitzinsen bereits im Jahr 2023 zweimal um insgesamt einen halben Prozentpunkt steigen. Bisher sah diese Prognose eine unveränderte Geldpolitik mit Leitzinsen nahe der Nulllinie vor. Nicht nur die Zinsprognose wurde angehoben, auch die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum und die Inflation fallen nun teilweise höher aus. So rechnet die Fed für dieses Jahr mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum um 7,00 % statt der bisher erwarteten 6,50 %. Die Projektion für die US-Konjunktur bis 2023 fällt ebenfalls günstiger aus, und auch die Inflationserwartung wurde für die Jahre 2021 bis 2023 moderat angehoben.
Die EZB hat bei der letzten Sitzung erwartungsgemäß ihre sehr expansive Geldpolitik bestätigt. Auch wenn die Inflationsprojektionen der EZB für 2021 und 2022 angehoben wurden, sei der derzeitige Inflationsimpuls hauptsächlich Sondereffekten geschuldet. Das aktuelle Inflationsumfeld ist für die EZB deutlich entspannter als für die Fed, allerdings dürfte der Anstieg der EU-Verbraucherpreise im Vergleich zur Entwicklung in den USA aufgrund der späteren hiesigen Lockerungen erst im Laufe der zweiten Jahreshälfte Spitzenwerte erreichen. Die EZB sorgt also vorerst weiter für günstige Finanzierungsbedingungen, und auch auf mittlere Sicht bleibt die EZB-Politik klar expansiv. Damit scheinen Leitzinserhöhungen vor 2024 derzeit als nicht realistisch, denn auf mittlere Sicht wird für 2023 weiterhin ein recht deutliches Unterschreiten des EZB-Inflationsziels erwartet.
Unterstützt von über dem Niveau vor Ausbruch der Pandemie liegenden Industrie- und Konsumaktivitäten wächst Chinas Wirtschaft inzwischen wohl wieder stärker als vor Corona. Die Weltbank hat ihre Wachstumsprognose für 2021 von 8,10 % auf 8,50 % angehoben, und für das kommende Jahr erwartet sie mit einem Zuwachs von 5,40 % die Rückkehr zum langfristigen Vorkrisenniveau. Bei einer aktuellen Impfquote von knapp 40 % dürften dafür allerdings weitere Fortschritte zur breiteren Immunisierung der Bevölkerung erforderlich sein.
Der heimische Leitindex DAX® beendete das erste Halbjahr mit einem Zuwachs von +13,21 %, wobei er im abgelaufenen Monat wie auch der EURO STOXX® 50, der in der ersten Jahreshälfte +14,40 % zugelegt hat, nur ein moderates Plus von +0,70 % erzielen konnte.
Unser relativ ausgewogen aufgestelltes Fondsportfolio konnte den Monat Juni mit einem Anstieg von über +0,80 % abschließen und zum Halbjahr eine Wertentwicklung von mehr als +5,10 % ausweisen. Damit erreichte der Anteilspreis den höchsten Stand an einem Quartalsende seit der strategischen Neuausrichtung des Fondsportfolios in 2011 und liegt nur einen Cent unter dem erst kürzlich Mitte Juni verzeichneten Hoch seit Januar 2008. Negative Einflüsse kamen im abgelaufenen Monat ausschließlich von den zuletzt wieder konsolidierenden Edelmetallpreisen. Die positivsten Beiträge lieferten unsere Investments in Aktien aus den Branchen Infrastruktur, Gesundheit/Biotechnologie und Wasser sowie unsere Positionierungen in hochkapitalisierten globalen Standard- und Technologiewerten sowie in dividendenstarken Qualitätsaktien.
Da wir mit Blick auf das Portfoliorisiko in unserer langfristigen Anlagestrategie deutlich defensiver als beispielsweise der DAX® aufgestellt sind und uns die Rentenmärkte im ersten Halbjahr keine nennenswerten Beiträge liefern konnten, vergleichen wir uns im nachfolgenden Chart über einen Zeitraum von drei Jahren heute isoliert mit unserer Fondskategorie beim Analysehaus „Morningstar“:
Positionierung:
Den abgelaufenen Monat haben wir in unserem Fondsportfolio mit einer vergleichsweise ausgewogenen Ausrichtung begonnen, und zunächst positionierten wir uns mit einer Gewichtung von 2,00 % in einem breit gestreuten Indexfonds (ETF), der aus auf Euro lautenden hochverzinslichen Unternehmensanleihen besteht und eine Ausschüttungsrendite von derzeit etwa 3,25 % p.a. aufweist.
Technische Anpassungen in der japanischen Notenbankpolitik, Käufe in Aktien-ETFs nicht mehr auf den Nikkei 225-Index zu konzentrieren sondern die Marktbreite der Investments deutlich zu erweitern, veranlassten uns zum währungsgesicherten Tausch unserer mit 2,50 % gewichteten und mehr als +25 % über unserem Einstand notierenden Nikkei-Position in einen deutlich breiter aufgestellten Aktien-ETF auf den MSCI Japan. Mit der vorstehenden Anpassung beabsichtigt die Bank of Japan, Effekte der Maßnahme auf einzelne Wertpapiere abzumildern sowie die ökonomische Effektivität zu erhöhen.
Zuletzt erlittene Kursrückgänge am chinesischen Aktienmarkt nutzten wir zum Aufbau eines mit 2,00 % gewichteten Investments in einem Aktien-ETF auf den MSCI China, um aus strategischer Sicht von der hohen Bedeutung Chinas als langfristigen globalen Wachstumsmotor zu profitieren.
Gleichzeitig erhöhten wir unsere Gewichtung in einem aktiven und qualitativ überaus hochwertigen Aktienfonds mit Wachstumswerten aus der Region „Asien/Pazifik ohne Japan“ um 1,60 % auf nunmehr 4,00 %. Seit Aufnahme im Dezember 2020 überzeugt uns der aktuelle Zuwachs von bislang knapp +18 %.
Den im Juni wieder konsolidierenden Goldpreis nahmen wir zum Anlass, unser währungsgesichertes Zielinvestment strategisch um 1,00 % aufzustocken. Abschließend bauten wir unsere Positionierung in ökologisch nachhaltigen Investments mit der Aufstockung unserer seit 2015 mit einem Gesamterfolg von inzwischen knapp +90 % im Fondsportfolio befindlichen aktiven Fondslösung aus, die weltweit in Aktien von Unternehmen investiert, welche einen Beitrag leisten, Wasser zu sparen oder zu schützen.
Gewichtungen aktuell:
59 % Aktien: 20 % Europa (inkl. 2 % Deutschland) / 26 % USA / 5 % Japan / 8 % Asien ohne Japan
24 % Renten: 21 % EUR / 3 % USD sowie 9 % Edelmetalle (8 % Gold / 1 % Silber) und 8 % Liquidität
Ausblick:
Inflations- und Zinssorgen scheinen der Stimmung an den Aktienmärkten bislang nicht nachhaltig zuzusetzen. Nachdem sich die Wirtschaft zuletzt wieder kr ftig erholt hat und die Sommerferien bevorstehen, stellt sich für viele Anleger nun die Frage nach den nächsten Kurstreibern. Einerseits könnten immer höhere Gewinnerwartungen an die Unternehmen in den USA und Europa verbunden mit einer erfreulich verlaufenden ab Mitte Juli bevorstehenden Berichtssaison zum zweiten Quartal eine anhaltend robuste Verfassung der Aktienmärkte unterstützen. Dem steht andererseits allerdings ein immer größeres Unbehagen wegen eines derzeit teilweise überhitzten Preisklimas gegenüber. Insofern dürfte sich das Tauziehen zwischen einer relativ guten fundamentalen Lage und einer m glichen Eintrübung des monetären Umfelds perspektivisch verstärken.
Mit einer auch im abgelaufenen Monat weiter verstärkten Verbindung von Ökologie und Ökonomie bei der strategischen Zusammensetzung unseres qualitativ hochwertigen Fondsportfolios sind wir von unserer Warte aus gesehen für die anstehenden Herausforderungen an den Kapitalmärkten auch für das vor uns liegende zweite Halbjahr gut positioniert. Damit wir für unsere Anleger auch in Zukunft ein langfristig gutes Ergebnis erzielen können, bleiben wir auf einem breiten Fundament unserer Zielinvestments jederzeit flexibel und fokussiert bei der Steuerung unserer Risikoparameter in Abwägung mit den sich möglicherweise ergebenden Chancen und Ertragsperspektiven.
„Glück auf“
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