1000 Tage Ukraine-Krieg: Wie ein Essener Vermögensverwalter Hilfe leistet
Mitte März 2022 machte sich Andreas Schyra, Vorstandsmitglied des Essener Vermögensverwalters PVV, für die hauseigene Stiftung erstmals mit Hilfsgütern auf den Weg in die Ukraine. Hier zieht er eine Zwischenbilanz.
©Copyright: PVV-AG
Wenige Wochen nach Beginn des Ukraine-Krieges organisierte die Stiftung des Essener Top 50 Vermögensverwalters PVV den ersten Hilfstransport von Essen nach Lemberg. Mit dabei waren neben Vorstandsmitglied Andreas Schyra auch weitere Freunde und Unterstützer. Mehr als tausend Tage ist das nun her – Zeit für eine Zwischenbilanz. Im Interview erzählt Schyra, wie sich die Hilfe im Laufe der Zeit gewandelt hat, welche Schritte er fürs nächste Jahr plant und wo der Gesetzgeber Klarheit für Stiftungen schaffen muss.
Herr Schyra, zu Ihrer Ukraine-Hilfe gehört nicht nur der Transport von Hilfsgütern. In unserem Podcast-Gespräch im Dezember 2023 haben Sie beschrieben, wie die PVV-Stiftung ukrainische Familien dabei unterstützte, ins Ruhrgebiet zu fliehen. Wie geht es diesen Familien heute?
Die Familien, die wir in mehreren Essener Wohnungen untergebracht haben, wohnen weiterhin hier. Viele haben schon vor Monaten die Hoffnung aufgegeben, bald in die Ukraine zurückziehen zu können. Einige Erwachsene gehen mittlerweile einer geregelten Beschäftigung nach und arbeiten beispielsweise als Dolmetscher. Die Kinder besuchen Schulen und Kindergärten. Viele haben aber nach wie vor Freunde und Familie in der Ukraine und machen sich natürlich Sorgen um sie. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schwer die Situation für sie ist.
Inwiefern hat sich die Art der Spenden verändert, die Sie erhalten?
Am Anfang des Krieges haben wir insbesondere Sachspenden bekommen. Flapsig gesagt: Die Leute haben uns die Bude eingerannt – im positiven Sinne! Mit der Zeit haben wir die Erfahrung gemacht, dass es mehr Sinn macht, Geldspenden zu erhalten. Und das klappt auch gut: Wir erleben zum Beispiel, dass Kunden oder Geschäftspartner bei eigenen Feiern um Spendengelder statt Geschenken bitten und uns so unterstützen. Damit können wir die Hilfsgüter, die unsere Kontakte vor Ort benötigen, gezielt einkaufen. Bei anderen Gütern sind wir aber nach wie vor auf Sachspenden angewiesen. Zum Beispiel Operations- und Krankenhausartikel, die Ärzte brauchen, um Verwundete im Kriegsgebiet zu behandeln. Da hat uns zum Beispiel Professor Peter Markus, der die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie am Elisabeth-Krankenhaus in Essen leitet, mit Implantaten oder OP-Materialien unterstützt.
Inwiefern hat sich Ihre Hilfe in Essen gewandelt?
Wir versuchen jetzt vermehrt, den Kinderschutzbund finanziell zu unterstützen. Damit erreichen wir auch Kinder, die ohne unsere Hilfe nach Essen gekommen sind. Es ist unvorstellbar, was die Kleinen in ihrem kurzen Leben durchmachen mussten. Der Kinderschutzbund hat viel mehr Möglichkeiten, ihnen zu helfen, als eine kleine Stiftung wie die unsere.
Mit welchen Herausforderungen hatten Sie 2024 zu kämpfen?
Mit zunehmender Kriegsdauer hat die Aufmerksamkeit für den Ukraine-Krieg in der deutschen Bevölkerung leider immer weiter abgenommen. Zudem warten wir aktuell noch auf die Bekanntgabe des Bundesfinanzministeriums, die gemeinnützige Organisationen, die die Hilfe von Kriegsopfern nicht in ihren Statuten verankert haben, ermächtigt, auch im kommenden Jahr der Ukraine helfen zu können, ohne ihre Gemeinnützigkeit zu gefährden. Dass sich die Veröffentlichung verzögert hat, liegt auch am politischen Chaos in Berlin. Uns stellt die Situation vor eine schwierige Frage: Machen wir mit der Ukraine-Hilfe einfach weiter und gehen das Risiko ein, damit andere Stiftungsprojekte zu gefährden?
Wie sehen Ihre Pläne fürs nächste Jahr aus?
Wir müssen abwarten, wie der Wahlsieg von Donald Trump die Ukraine-Politik verändert. Stellen die USA ihre Hilfe tatsächlich ein? Gelingt es Trump, den Krieg – wie angekündigt – zu beenden? Und wie genau sähe das Abkommen dann aus? Sicher ist: Mit den finanziellen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, werden wir weiter Kriegsopfer unterstützen, die in Essen leben. Weitere Fahrten in die Ukraine haben wir noch nicht geplant, aber das kann sich schnell ändern, wenn wir wissen, dass wir damit unsere Gemeinnützigkeit nicht gefährden.
Wie sehen Ihre Pläne fürs nächste Jahr aus?
Wir müssen abwarten, wie der Wahlsieg von Donald Trump die Ukraine-Politik verändert. Stellen die USA ihre Hilfe tatsächlich ein? Gelingt es Trump, den Krieg – wie angekündigt – zu beenden? Und wie genau sähe das Abkommen dann aus? Sicher ist: Mit den finanziellen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, werden wir weiter Kriegsopfer unterstützen, die in Essen leben. Weitere Fahrten in die Ukraine haben wir noch nicht geplant, aber das kann sich schnell ändern, wenn wir wissen, dass wir damit unsere Gemeinnützigkeit nicht gefährden.
An Weihnachten darf man sich ja bekanntlich etwas wünschen: Was erhoffen Sie sich für Ihre Stiftung?
Wir wollen nicht nur den Opfern des Ukraine-Krieges, sondern auch anderen Benachteiligten im Ruhrgebiet helfen. Es gibt hier viele Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind. Als wir die PVV-Stiftung vor zehn Jahren gegründet haben, wollten wir etwas zurückzugeben und die unterstützen, denen es nicht so gut geht wie uns. Das ist nach wie vor unser Ziel.
Herr Schyra, vielen Dank für das Gespräch!
Sie möchten die PVV-Stiftung und deren Ukraine-Hilfe unterstützen, dann besuchen Sie gerne die Homepage der Stiftung.