Dax nahe Allzeithoch?
Die starken Börsen täuschen über viele Unsicherheiten hinweg.

Der DAX ist seinem historischen Hoch auf den Spuren und Bankkonten werfen endlich wieder Zinsen ab. Das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass weiterhin zahlreiche Unsicherheiten die Geldanlage vieler Sparer bedrohen. Genau das ist der richtige Zeitpunkt, den Vermögensaufbau umso disziplinierter zu betreiben. In unserer aktuellen Kolumne befassen wir uns mit der scheinbar heilen Börsenwelt und den weiterhin bestehenden Herausforderungen.

13. Mai 2023

3,2 min.

Dr. Andreas Schyra

Foto: PVV AG

Der Dax ist in greifbarer Nähe seines Rekordhochs, und das Bankkonto wirft endlich wieder Zinsen ab. Das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass weiterhin zahlreiche Unsicherheiten die Geldanlage vieler Sparer bedrohen. Aber genau das ist der richtige Zeitpunkt, den Vermögensaufbau umso disziplinierter zu betreiben.

Betrachtet man insbesondere die europäischen Aktienkurs- und Zinsentwicklungen der letzten Monate rein oberflächlich, scheint die Börsenwelt in bester Ordnung zu sein, und da Trends an den Kapitalmärkten gerne fortgeschrieben werden, lassen sich daraus auch positive Zukunftsaussichten ableiten. Der Schein mag jedoch trügen, denn im Hintergrund wabern weiterhin zahlreiche ungelöste Themenfelder, von denen jedes einzelne bereits in der Lage wäre, eben diesen Trend abrupt zu beenden.

Zahlreiche Belastungsfaktoren verharren im Hintergrund

Globale Differenzen zwischen China und Taiwan oder Russland und der Ukraine bieten unterschiedliches Potential, welches sich negativ auf die Börsenkurse auswirken kann, wobei der Krieg in der Ukraine bereits seit vielen Monaten kein nennenswertes Börsenthema mehr zu sein vermag. Zudem ist nicht zu erwarten, dass der Winter 2023/24 erneut so warm wird, wie der vergangene, der ebenfalls von geringen Kapazitäten des produzierenden Gewerbes geprägt war.
Nachdem in Deutschland nunmehr auch die letzten Atomkraftwerke heruntergefahren wurden erscheint es absehbar, dass der Energiehunger der Republik im kommenden Winter deutlich größer sein wird, als es zuletzt der Fall war. Ob gefüllte Energiespeicher, alternative Quellen und neue Lieferanten diesen Bedarf decken können, steht in den Sternen. Unbeachtet der vorgenannten Themen, verharrt die Inflation auf einem deutlich erhöhten Niveau und den bedeutendsten Notenbanken ist es bis dato nicht gelungen, mit ihren bisherigen Zinssteigerungen vor die Kurve zu kommen, was gemäß volkswirtschaftlicher Lehre nötig ist, um einem weiteren Abdriften vom Ziel der Preisniveaustabilität Einhalt zu gebieten.

Krisen bergen Chancen

Da jedoch die wenigsten Menschen bereits vermögend geboren werden, hilft es nicht, den Kopf in den Sand zu stecken und einen strategisch geplanten Vermögensaufbau gar nicht erst anzugehen, weil gewisse Risiken bestehen. Die umfangreichen und tiefgreifenden Krisen der vergangenen Jahre haben zahlreichen Menschen, die sukzessive in Kapitalmarktprodukte – insbesondere Aktien – investierten und den Mut behalten haben, zu deutlichen Vermögenssteigerungen verholfen.

Kontoguthaben verbleiben unrentabel

Die erneut aufgekommenen Bankenrisiken haben verdeutlicht, dass eine der in Deutschland weiterhin beliebtesten Sparformen sowohl unrentabel als auch – ab gewissen Beträgen – risikobehaftet ist. Die Rede ist davon, größere Summen auf Konten anzusparen und zu verwahren, die weiterhin aufgrund geringer Verzinsungen vergleichsweise unrentabel sind und lediglich vom Einlagesicherungssystem der jeweiligen Bank geschützt werden. Mittels dieser Verzinsungen eine positive Realrendite zu erzielen ist und bleibt auf absehbare Zeit unrealistisch.

Automatisierung von Sparplänen zur eigenen Disziplinierung nutzen

Sinnvoller ist es vielmehr die Kapitalmärkte für den eigenen Vermögensaufbau arbeiten zu lassen und demnach in Aktien respektive Aktienfonds zu investieren. Der Vermögensaufbau mittels Sparplänen ist bereits ab geringen regelmäßigen Einzahlungen verfügbar und kann vollautomatisiert genutzt werden. Ob in eine gewisse Region, Branche oder doch lieber in einen breiten, global anlegenden Aktienfonds investiert wird, obliegt dem jeweiligen Wissen und den Einstellungen des Inhabers eines solchen Fondssparplans.

Wichtig ist es jedoch, in Krisenzeiten oder gar einer gegebenenfalls anstehenden Rezession den Mut zu bewahren und den Sparplan nicht zu unterbrechen, sondern die angesprochene Automatisierung zu nutzen und die Einzahlungen fortzuführen. In derartigen Phasen werden die Fondsanteile zu geringeren Kursen erworben als in florierenden Börsenzeiten und genau das wird sich über einen langen Zeitraum auszahlen. Der Vermögensaufbau wird daher davon profitieren, nicht täglich auf die erworbenen Fondsanteile und deren Wert zu schauen, denn dann kann die Gefahr bestehen, nachrichtengetrieben zu spekulieren, statt langfristig anzulegen.

  • Dieser Artikel wurde geschrieben für Focus Online.

Über den Autor

Dr. Andreas Schyra

About the Author: Dr. Andreas Schyra

ist Mitglied des Vorstands der PVV AG und verantwortet das Portfoliomanagement sowie sämtliche Aufsichtsbereiche. Zudem doziert er in finanzwirtschaftlichen Studiengängen an der FOM Hochschule Essen, publiziert Beiträge zu aktuellen Fragestellungen des Finanzwesens und hält Fachseminare beim Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V.
Dr. Andreas Schyra

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