Metas Crash signalisiert deutlich, warum Anleger jetzt umdenken müssen

Seit Jahresbeginn schwankt der Aktienmarkt immer stärker. In Erwartung einer Straffung der Notenbankpolitik – besonders in den USA – gehen die Anleger in den sogenannten „Risk-Off-Modus“. Das trifft insbesondere Tech- und Wachstumswerte. Gerade Metas Milliarden-Crash zeigt dabei noch einmal, warum Anleger umdenken müssen.

04. Mai 2023

3 min.

Dr. Andreas Schyra

Foto: PVV AG

Noch bis zum Ende des Jahres 2021 schienen Aktienanleger die damals schon absehbare, bevorstehende Wende der global betriebenen, lockeren Notenbankpolitik nahezu zu verdrängen. Mit dem Jahreswesel scheint diesbezüglich ein Umdenken eingesetzt zu haben. Die Erwartungen an Zinserhöhungen insbesondere der US-amerikanischen Federal Reserve erreichten teilweise unrealistische Ausmaße, welche die Aktienmärkte mit erhöhter Unsicherheit quittierten.

Auf die Eurozone übertragen, waren die Annahmen der zukünftigen Notenbankpolitik deutlich zurückhaltender. Es scheint demnach ein Konsens zu herrschen, dass die Straffung der expansiven Notenbankmaßnahmen – mit historisch niedrigen Leitzinsen und zahlreichen Anleihekaufprogrammen – in den USA deutlich früher und dynamischer zurückgeführt werden, da die Rahmenbedingungen in der Eurozone der EZB weniger Spielraum lassen.

Überproportionale Verluste bei ehemaligen Krisenprofiteuren

Diese Erwartungshaltungen führten dazu, dass Unternehmenswerte von ehemaligen Gewinnern der Corona-Pandemie plötzlich zu den größten Verlierern zählen. Soweit Analystenprognosen hinsichtlich zukünftiger Umsätze, Nutzerzahlen oder Gewinne nur anteilig verfehlt werden, sind die entsprechenden Unternehmen überproportionalen Verlusten ausgesetzt.

Ohne tiefer in die Quartalszahlen des Facebook-Mutterkonzerns Meta einzusteigen, verdeutlicht ein Verlust von etwa 25 Prozent bzw. etwa 230 Mrd. US-Dollar am Tag der Veröffentlichung der Unternehmenszahlen genau dieses Übertreibungsszenario. Mit verringerten, jedoch immer noch überproportionalen Verlusten reihen sich beispielhaft Unternehmen wie Paypal, Spotify und zahlreiche andere ein.

Mehrere Effekte bewirken geringere Börsenbewertungen

Begründen lässt sich diese Umkehr der grundsätzlichen Einstellung von Kapitalmarktteilnehmern durch zwei Effekte, die sich negativ auf den aktuellen Börsenkurs auswirken: Einerseits verringern sich die prognostizierten Cash Flows durch (anteilige) Verfehlungen der Analystenprognosen und andererseits werden diese Cash Flows zukünftig mit einem erhöhten Zinssatz diskontiert. Beide Effekte alleine würden bereits eine geringere Unternehmensbewertung bedingen, gepaart wirken sie sich jedoch überproportional stark aus.

Nun stellt sich die Frage, wie Kapitalanleger zukünftig, unter der erschwerten Bedingung und erhöhten Preissteigerungsraten eine positive Realrendite erzielen können. Zunächst sollte die Erwartung relativiert werden, denn die deutlich zweistelligen Kursgewinne des letzten Jahres, welche bereits durch den simplen Kauf gesamter Märkte erzielt werden konnten, scheint für 2022 unrealistisch zu sein. Vielmehr sollte deutlich stärker in Unternehmen bzw. Branchen vertraut werden, die ein planbares Geschäftsmodell aufweisen, welches zwar nicht so sexy ist wie das der größten Technologiekonzerne der Welt, die in aller Munde sind, sondern eher konstante Cash Flows und Dividenden aufweisen, welche weniger konjunktursensibel sind.

Anpassungen des Verbraucherverhaltens sind absehbar

Die Straffung der Notenbankpolitik in Zeiten deutlich angestiegener Verschuldungsquoten privater und öffentlicher Haushalte wird nicht ohne Spuren an der Wirtschaft vorübergehen. Zwischenzeitliche rezessive Tendenzen erscheinen daher fast unausweichlich. Aus diesem Grund und den oben geschilderten Effekten auf die Börsenbewertung von Unternehmen, sollte der Fokus beispielsweise auf Werte gelegt werden, deren Geschäftsmodell robust sind und ausschüttungsfähige Erträge in Form von Dividenden versprechen. Hierzu zählen unter anderem Branchen, die Produkte und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs zur Verfügung stellen, auf welche nicht einfach verzichtet werden kann.

Das eigene Portemonnaie begrenzt Kursphantasien

Erhöhte Preissteigerungsraten werden bewirken, dass Verbraucher ein sensibleres Gespür für ihr Ausgabeverhalten entwickeln. Sind steigende Monatsbeiträge für Amazon Prime, DAZN etc. noch drin, oder wird das Geld eher für Lebensmittel, Haushaltswaren etc. genutzt? Die Antwort liegt auf der Hand und somit dürfte der gesunde Menschenverstand im aktuellen Jahr ein guter Berater sein, welche Werte in ein breit diversifiziertes Portfolio gehören und zu den Gewinnern zählen können.

  • Dieser Artikel wurde geschrieben für Focus Online.

Über den Autor

Dr. Andreas Schyra

About the Author: Dr. Andreas Schyra

ist Mitglied des Vorstands der PVV AG und verantwortet das Portfoliomanagement sowie sämtliche Aufsichtsbereiche. Zudem doziert er in finanzwirtschaftlichen Studiengängen an der FOM Hochschule Essen, publiziert Beiträge zu aktuellen Fragestellungen des Finanzwesens und hält Fachseminare beim Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V.
Dr. Andreas Schyra

Weitere Nachrichten