Blockchain-Investments – Kryptowährungen, die mehr als nur Geld sein wollen, werden künftig gefragter sein

Keine Anlageklasse polarisiert so wie Kryptowährungen. Kritiker halten sie für Teufelszeug, Fans glauben an ihr disruptives Potenzial. Die Wahrheit liegt vermutlich - wie so oft - in der Mitte. Klar scheint indes: Coins, die mehr sein wollen als nur Geld, werden künftig stärker nachgefragt werden.

12. Juni 2023

3,1 min.

Dr. Andreas Schyra

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Die Zeiten, in denen der Bitcoin erstmals gesteigerte Aufmerksamkeit erlangte, sind bereits lange her. Mittlerweile sind Kryptowährungen in der täglichen Berichterstattung angekommen und das generelle Wissen über diese sowie die dahinterstehende Technologie der Blockchain verbreitet sich, zumindest langsam.

Über die Blockchaintechnologie lassen sich Smart Contracts, Eigentumsverhältnisse und viele weitere Details des täglichen Geschäftslebens digitalisieren und nachvollziehen. Ohne in die technischen Feinheiten einzusteigen, die von Blockchain zu Blockchain beziehungsweise von Kryptowährung zu Kryptowährung nennenswert variieren können, bleibt festzuhalten, dass sich viele traditionelle Geschäftsprozesse mittels der Technologie in die digitale Welt transferieren lassen. Ob es sich dabei um die Weiterentwicklung des Handels mit Wertpapieren, die Verzeichnung von Eigentumsrechten an Immobilien oder die schrittweise Verarbeitung von Vertragsverhältnissen handelt, wird die Zukunft zeigen.

Europa erwägt Verbot energieintensiver Kryptos

Neben den sich bietenden technischen Opportunitäten ist der häufig und zurecht kritisierte Energieverbrauch beim Mining ein großer Angriffspunkt, dem insbesondere der Bitcoin weiterhin ausgesetzt ist, da er auf dem Proof of Work Konsensmechanismus basiert. Im Rahmen der europäischen Regulierungsbestrebung des Kryptomarktes, unter dem Titel Markets in Crypto Assets (MiCA), sollten Kryptowährungen, welche dieses Verfahren nutzen zunächst Verboten werden, was jedoch abgewandt wurde. Ob ein derartiges, regional auf Europa bezogenes Verbot sinnhaft und umsetzbar gewesen wäre, bleibt an dieser Stelle unbeantwortet.

Bedeutender ist es jedoch, dass Kryptowährungen, welche auf dem Proof of Stake Konsensmechanismus beruhen, eine wirtschaftlich deutlich höhere Bewandtnis verzeichnen, da sich auf ihrer Basis die oben angedeuteten Digitalisierungsmöglichkeiten von Geschäftsvorfällen umsetzen lassen und sie zudem einen viel geringeren Energieverbrauch aufweisen. Ethereum ist die größte und bekannteste Kryptowährung, welche auf eben diesem Verfahren beruht. Der potentielle Nutzen von Ethereum ist daher um ein Vielfaches höher, als der des Bitcoins.

Warum manche Coins künftig gefragter sein werden

Nun stellt sich die Frage, weshalb der Wert eines Bitcoins den eines Ethereum-Coins deutlich übersteigt. Die Antwort auf diese Frage ist nicht ganz trivial, denn der Bitcoin ist die älteste von allen Kryptowährungen, weshalb er häufig das größte Interesse auf sich zieht. Zudem lässt sich der Wertunterschied auch auf die Eigenschaften der einzelnen Kryptowährungen zurückführen. Die Anzahl der zu schaffenden Bitcoins ist auf 21 Millionen begrenzt, weshalb ihm eine gewisse Inflationssicherung zugesprochen wird. Hingegen existiert bei Ethereum keine Maximalgrenze der im Umlauf befindlichen Coins. Für eine zukünftig steigende Bewertung von Ethereum würde jedoch die wirtschaftliche Relevanz der Geschäftspotentiale sprechen, die über die Ethereum-Blockchain abgewickelt werden können.

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Blockchain-Projekte von Großkonzernen ins Leben gerufen, um die unternehmensinternen Abläufe mittels der Technologie zu digitalisieren. Im Endeffekt bleibt festzuhalten, dass die Schaffung einer individuellen Blockchain mit größerem Aufwand verbunden ist, als sich einer bestehenden, frei zugänglichen (open source) Blockchain zu bedienen, die bereits Grundlage einer Kryptowährung ist und den eigenen Anforderungen genügt.

Sollte sich daran nichts ändern, würde dieser Aspekt befürworten, dass Coins, deren Blockchain mehr Potentiale bereithält, als ausschließlich eine Kryptowährung darüber abzubilden, zukünftig stärker an Bedeutung gewinnen und stärker nachgefragt werden. Was eine wachsende Nachfrage nach einem Asset für dessen Bewertung bedeutet, ist beispielsweise von den Aktienbörsen hinlänglich bekannt. Es bleibt daher spannend wie sich welche Kryptowährung zukünftig entwickelt, sicher ist jedoch, dass die zugrundeliegende Technologie der Blockchain kaum noch wegzudenken ist, denn ihre Potentiale werden zukünftig immer mehr Wirtschaftsteilnehmer nutzen wollen.

  • Dieser Artikel wurde geschrieben für Focus Online.

Über den Autor

Dr. Andreas Schyra

About the Author: Dr. Andreas Schyra

ist Mitglied des Vorstands der PVV AG und verantwortet das Portfoliomanagement sowie sämtliche Aufsichtsbereiche. Zudem doziert er in finanzwirtschaftlichen Studiengängen an der FOM Hochschule Essen, publiziert Beiträge zu aktuellen Fragestellungen des Finanzwesens und hält Fachseminare beim Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V.
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