Marktkommentar Februar 2024

Werbemitteilung | Die Aktienmärkte erreichten im Januar neue Allzeithochs, getrieben von positiven Unternehmensdaten und der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen. Der Markt könnte überoptimistisch sein, da die Fed aufgrund der starken US-Wirtschaft und der anhaltenden Inflation keine sofortigen Zinssenkungen plant.

22. Februar 2024

10,4 min.

Alexander Reich

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Das Wichtigste in Kürze*:

  • Die Aktienmärkte erreichten im Januar neue Allzeithochs, getrieben von positiven Unternehmensdaten und der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen.
  • Der Markt könnte überoptimistisch sein, da die Fed aufgrund der starken US-Wirtschaft und der anhaltenden Inflation keine sofortigen Zinssenkungen plant.
  • Trumps Wiederwahl und seine politischen Pläne könnten langfristige Auswirkungen auf die internationale Gemeinschaft und die US-Wirtschaft haben, wobei seine Politik vor allem die US-Wirtschaft weiter stimulieren könnte.

* „Das Wichtigste in Kürze“ wurde von einer künstlichen Intelligenz generiert.

Rückblick: Neue Allzeithochs erreicht

Marktumfeld: Zinserwartungen und Berichtssaison beeinflussen

Vor dem Hintergrund positiver Unternehmensdaten und der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen erreichte der US-Leitindex S&P 500 mit 4.845 Punkten den höchsten Stand seit Januar 2022 und damit ein neues Allzeithoch. Auch der Nasdaq 100 erreichte ein neues Rekordhoch und notierte erstmals in seiner Geschichte über 17.000 Punkten. Das gesteigerte Kaufinteresse seitens der Anleger resultierte unter anderem aus den positiven Quartalszahlen und den optimistischen Gewinnaussichten mehrerer bedeutender Unternehmen, darunter auch solche mit starkem Bezug zur Künstlichen Intelligenz (KI). Zur Halbzeit der Berichtssaison gab es in mehreren Sektoren positive Gewinnüberraschungen, allen voran im Gesundheitswesen, in der Informationstechnologie, im Energiesektor und im Konsumgüterbereich. Unterstützt wurde die positive Aktienmarktentwicklung von überraschend robusten US-Konjunkturdaten, die jedoch ebenso wie die weiterhin zähen Inflationsraten in den USA und Europa die Fantasie auf rasche Zinssenkungen dämpften. Dementsprechend ließen EZB und Fed die Leitzinsen auch im Januar unverändert und EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte zudem, dass es zu früh sei, über Zinssenkungen zu diskutieren.

Aktien: Positives Momentum bei Large-Caps

Im Januar wiesen weltweit verschiedene Aktienindizes eine uneinheitliche Performance auf. Der chinesische CSI 300 verzeichnete einen deutlichen Rückgang um 6,3 %, während der deutsche DAX um moderate 0,9 % stieg. Der Euro STOXX 50 verzeichnete einen Anstieg um 2,8 %, während der US-amerikanische NASDAQ 100 und S&P 500 (kapitalgewichtet) um 1,9 % bzw. 1,6 % zulegten. In Japan stieg der Nikkei 225 hingegen außerordentlich stark um 8,4 Prozent an. Auf der anderen Seite verzeichneten US-Indizes wie der S&P 400 MidCap (mittelgroße Unternehmen), der Russell 2000 (kleine Unternehmen) und der S&P 500 Equal Weight (gleichgewichtet) Verluste zwischen 0,9 % und 3,9 %. Die Divergenz der Wertentwicklung zwischen dem S&P 500 und dem S&P 500 Equal Weight deutet jedoch darauf hin, dass der Markt tendenziell stärker von großkapitalisierten Werten (Large Caps) getrieben wird und die Marktbreite nicht sehr ausgeprägt ist. Aus den erfolgsverwöhnten US-Big-Techs („Magnificent 7“) sind allerdings die „Magnificent 5“ geworden, da sowohl Tesla als auch Apple seit Jahresbeginn deutliche Verluste hinnehmen mussten. Während Nvidia, Meta, Microsoft, Amazon und Alphabet zwischen 0,3 % und 24,2 % zulegen konnten, verloren Apple und Tesla 4,2 % bzw. 24,6 %.

Markttechnik: Marktoptimismus lässt etwas nach

Der CBOE Volatility Index (VIX) stieg leicht an, blieb aber mit einem Wert von 14,4 (Vormonat: 12,5) unter seinem langjährigen Durchschnitt von 20 Punkten. Die Marktteilnehmer rechneten damit für die nahe Zukunft mit geringen Kursschwankungen am Aktienmarkt und es herrschte weiterhin ein gewisser Marktoptimismus vor. Die allgemeine Marktstimmung, gemessen am Greed & Fear Index, hat sich im Monatsverlauf etwas abgeschwächt. Der Indikator sank von 81 Punkten (extreme Gier) auf 66 Punkte (Gier). Weitere markttechnische Indikatoren wie der Relative-Stärke-Index (RSI) signalisierten zum Monatsende weiterhin ein erhöhtes Niveau für den deutschen und europäischen Aktienmarkt. So lag der RSI für den DAX bei 61 Punkten und für den Euro Stoxx 50 bei 70 Punkten, wobei ein Wert über 70 Punkten eine überkaufte Marktlage anzeigt.

Aktiensektoren und -stile: Wachstumswerte mit Outperformance

Auf europäischer Sektorebene verzeichneten Technologie, Gesundheit und Kommunikation die größten Kursgewinne, während Grundstoffe, Versorger und Energie die größten Kursverluste hinnehmen mussten. Bei den Anlagestilen verzeichneten europäische Wachstumswerte (Growth) die höchsten Kursgewinne und legten damit deutlich stärker zu als Large Caps und Substanzwerte (Value). Small und Mid Caps tendierten seitwärts oder verloren leicht.

Rohstoffe: Rückläufige Zinssenkungserwartungen belasten Goldpreis

Die jüngste Entwicklung an den Rohstoffmärkten zeigt ein gemischtes Bild. Rohöl (Brent) verteuerte sich um 6,5 % und Kupfer konnte marginal um 0,5 % zulegen. Die Edelmetalle Gold und Silber verloren hingegen 1,2 % bzw. 3,4 %. Die Feinunze Gold fiel damit zum Monatsende auf 2.037 US-Dollar.

Anleihen: Markt preist überzogene Zinssenkungsphantasien wieder aus

Die Renditen von US-Treasuries und Bundesanleihen zogen aufgrund nachlassender Zinssenkungsphantasien wieder etwas an. So stiegen die 10-jährigen Renditen in den USA von 3,87 % auf 3,95 % und in Deutschland von 1,97 % auf 2,18 %. Die Renditen 2-jähriger Staatsanleihen entwickelten sich im vergangenen Monat in Deutschland und den USA unterschiedlich. In Deutschland stiegen sie von 2,37 % auf 2,52 %. In den USA hingegen sanken die Renditen für 2-jährige Staatsanleihen leicht von 4,28 % auf 4,23 %.

Währungen: Euro verliert gegenüber US-Dollar

Der Euro verlor gegenüber dem US-Dollar an Wert, mit einem Rückgang um 2,1 %. Gleichzeitig gewann der Euro jedoch gegenüber dem Schweizer Franken um 0,5 % und gegenüber dem japanischen Yen um 2,1 % an Wert. Zum Ende des Monats wurde EUR/USD bei 1,0814 gehandelt.

Konjunktur: US-Wirtschaft zeigt keine Schwäche

Die im Januar veröffentlichten US-BIP-Zahlen für das vierte Quartal fielen überraschend positiv aus. Demnach wuchs die US-Wirtschaft nach einem bereits starken Vorquartal (+4,9 %) um beachtliche 3,3 % (annualisiert) gegenüber dem Vorjahresquartal und eine Abschwächung der US-Konjunktur lässt weiterhin auf sich warten. Auch der US-Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin sehr robust. Die US-Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft stieg im Januar um weitere 353.000 Stellen und die Arbeitslosenquote blieb mit 3,7 % konstant niedrig. Zudem stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne überraschend stark und der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe verbesserte sich erneut, blieb aber mit 49,1 Punkten unter der Wachstumsschwelle. Gemessen am ISM-Index für den Dienstleistungssektor, der im Januar auf 53,4 Punkte stieg, befand sich der Dienstleistungssektor weiterhin auf Wachstumskurs. Der Dienstleistungssektor hatte im vergangenen Jahr maßgeblich dazu beigetragen, eine Rezession der US-Wirtschaft zu verhindern. In Deutschland hingegen fiel der Ifo-Geschäftsklimaindex unerwartet auf 85,2 Punkte (vorher: 86,3) und markierte damit ein neues zyklisches Tief, was auf eine weiterhin schwache konjunkturelle Dynamik in Europas größter Volkswirtschaft hindeutet. Ein ähnliches Bild zeichnen die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor in Deutschland. Beide Stimmungsindikatoren verharren unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten und deuten damit auf eine weitere Schrumpfung der Wirtschaft hin. Lediglich im Verarbeitenden Gewerbe hat sich die Stimmung nicht weiter verschlechtert, so dass sich die Bodenbildung auf niedrigem Niveau, mit einem Anstieg von 43,3 Punkten auf 45,4 Punkte, fortsetzt. Gerade die Exportnation Deutschland leidet sichtbar und anhaltend unter der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in China. Die Inflationsraten in den USA und in Deutschland verharrten auch im Januar mit 3,1 % bzw. 2,9 % auf erhöhtem Niveau. Dabei überraschte die Kernrate in den USA mit einem Anstieg um 0,40 % gegenüber dem Vormonat, so dass die Jahresrate nicht wie erwartet auf 3,9 % zurückging.

Ausblick: Zu ausgeprägter Zinsoptimismus

Im Spannungsfeld zwischen KI, Notenbankpolitik und Realwirtschaft

Angesichts der weiterhin robusten US-Wirtschaftsdaten und der nur langsam sinkenden Inflationsraten gibt es für die Fed keinen ausreichenden Grund, die Zinsen überstürzt zu senken. Zu groß sind die Befürchtungen von Jerome Powell, als einer der Notenbankchefs in die Geschichte einzugehen, der eine mögliche zweite Inflationswelle unterschätzt habe, wie es Arthur F. Burns in den 1970er Jahren getan hat. Erst unter seinem Nachfolger Paul Volcker konnte eine zweite Inflationswelle in den USA durch drastische Maßnahmen gebrochen werden. Insofern scheint der Markt in Bezug auf Zinssenkungen noch zu optimistisch zu sein und erste Schritte scheinen ab den Sommermonaten eine realistische Option zu sein. Für die Aktienmarktentwicklung dürfte dieses Thema jedoch zunehmend an Relevanz verlieren, da nicht mehr das „Ob“, sondern nur noch das „Wann“ diskutiert wird. Eine positive Dynamik der US-Wirtschaft und ein robuster Arbeitsmarkt lassen den Markt weiterhin an das Narrativ des „soft landing“ glauben und sorgen für Rückenwind am Aktienmarkt. Obwohl der Hype um Unternehmen aus dem Bereich der KI diese weiter unterstützen könnte, ist zu bedenken, dass dies derzeit die beliebtesten Handelspositionen unter Fondsmanagern ist. Nach den teilweise zweistelligen Kursgewinnen seit Jahresbeginn sollte es nicht überraschen, wenn in diesem Marktsegment vorübergehend Gewinnmitnahmen einsetzen. Mit fortschreitendem Superwahljahr wird sich der Fokus der Anleger jedoch zwangsläufig auf die US-Wahlen im November verlagern und für weitere Verunsicherung bzw. Volatilität sorgen. Bis dahin bleibt das bereits aus dem Vorjahr bekannte Spannungsfeld zwischen Konjunktur, Zinsen und KI bestehen.

Trump 2.0 bedroht europäische Sicherheitsarchitektur

In Folge desrussischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und den jüngsten Äußerungen des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump muss die Europäische Gemeinschaft ihre Sicherheitsarchitektur überdenken und steht vor der größten rüstungspolitischen Herausforderung seit dem Ende des Kalten Krieges. Insbesondere die jüngsten Äußerungen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, der die Unterstützung der USA im Bündnisfall durch die NATO in Frage stellt, haben das Potenzial, russische Aggressionen auf dem europäischen Kontinent weiter zu verschärfen. Angesichts der Taiwan-Frage wird China auch aufmerksam das Geschehen in Europa verfolgen sowie das Verhalten der USA im Blick behalten, insbesondere falls Donald Trump erneut ins Weiße Haus einziehen sollte. Auch wenn Donald Trumps Pöbeleien nur eine Drohkulisse sein mögen, um die NATO-Staaten an ihre Zahlungsverpflichtungen zu erinnern, muss Europa wieder lernen, sich selbst zu verteidigen oder zumindest eine glaubwürdige eigenständige Abschreckung aufzubauen.  Vor diesem Hintergrund scheinen Rüstungsaktien wie Rheinmetall und die gesamte Branche vor einem „goldenen Jahrzehnt“ zu stehen. Mit dem Ausbau der Produktionskapazitäten bewegt sich die Branche weg von der Manufakturfertigung und hin zur Massenproduktion von Rüstungsgütern. Die politische Unterstützung für die Industrie ist derzeit sehr positiv und die Einweihung der neuen Munitionsfabrik von Rheinmetall zeigt beispielhaft, dass die Industrie bereit ist, politische Anforderungen schnellstmöglich zu erfüllen. Der Bedarf an Rüstungsgütern aller Art ist jedoch enorm und die Bestände der Bundeswehr sind nahezu aufgebraucht. Zudem zeigt der andauernde Krieg in der Ukraine, dass das lange verdrängte Szenario eines langwierigen und materialintensiven Krieges trotz aller technologischen Fortschritte in der Rüstungstechnik durch eines entschieden wird: Masse, Masse, Masse.  Insgesamt sehen wir trotz der bereits erreichten Rekordpreise langfristiges Potenzial für die Branche in Europa.

Trumps Masterplan mit unberechenbaren Auswirkungen

Eine Wiederwahl Donald Trumps und die möglichen Folgen für die internationale Gemeinschaft, die transatlantischen Handelsbeziehungen und die amerikanische Bevölkerung sind schwer kalkulierbar. Sein Wahlprogramm „2025 Presidential Transition Project“ (kurz: „Project 2025“) gibt erste Hinweise auf die wichtigsten Vorhaben für seine zweite Amtszeit. Reduziert man seine Ankündigungen auf die Auswirkungen für die US-Wirtschaft, so ist davon auszugehen, dass diese tendenziell von Steuersenkungen, weniger Regulierung sowie geringeren Klimaschutzauflagen profitieren dürfte. Trumps Politik sollte die US-Wirtschaft weiter in Schwung halten und sich damit zunächst positiv auf den Aktienmarkt auswirken. Die langfristigen wirtschaftlichen Folgen einer erneuten Wiederwahl Donald Trumps für die Weltwirtschaft, z.B. durch eine umfassende Ausweitung der US-Strafzölle, werden sich dann erst langfristig zeigen.

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Über den Autor

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verantwortet das Portfoliomanagement mit dem Schwerpunkt Multi-Asset-Strategien. Darüber hinaus ist er CIIA/CEFA-Charterholder sowie Leiter des Anlageausschusses der PVV AG.
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