Initiative der PVV AG und PVV-Stiftung zur Unterstützung von Familien und Kindern, die unter dem Krieg in der Ukraine leiden

Danke für Ihre überwältigende Unterstützung unserer Initiative, Kindern und Familien zu helfen, die unter dem Krieg in der Ukraine leiden. Unsere Hilfslieferung war erfolgreich und mit dem folgenden Beitrag möchten wir Ihnen einen kurzen Eindruck des Ablaufes schildern.

25. März 2022

12,5 min.

Julian Kampmann

Foto: PVV AG

Liebe Kunden, Geschäftspartner und Freunde der PVV AG,

wir möchten Ihnen unseren herzlichen Dank für Ihre Unterstützung unseres Aufrufes aussprechen, Kinder und Familien aus der Ukraine zu unterstützen. Mit Ihrer Hilfe ist es uns allen gemeinsam gelungen, das Leid der vom Krieg betroffenen Menschen, aber auch das einiger Flüchtlinge, die hier in Essen angekommen sind, zumindest ein bisschen zu lindern. Sicher ist dies nur ein kleiner Teil und fast unsichtbar im Vergleich zu den sich ereignenden Tragödien, doch wenn jeder das bewirkt, was uns gemeinsam mit Ihnen gelungen ist, kann viel geschaffen werden.

Mit den folgenden Zeilen versuchen wir Ihnen zu schildern, wie wir den, für einen Vermögensverwalter eher unüblichen, Plan entwickelten und in die Tat umsetzten, Opfern des Krieges im Rahmen unserer Möglichkeiten zu helfen:

Alles begann am 24. Februar 2022. Dieses Datum wird wahrscheinlich niemand wieder vergessen. Für die Familie unseres Vorstandsmitgliedes, Herrn Dr. Schyra, war es der fünfte Geburtstag einer ihrer Töchter. Doch durch den Kriegsausbruch war die Freude sehr getrübt und niemandem war zum Feiern zumute. Für Herrn Dr. Schyra stand schnell fest, dass er persönlich Hilfe leisten wollte. Dabei war es ihm wichtig, die Menschen und Helfer in der Ukraine möglichst auch logistisch zu unterstützen und vor Ort mit anzupacken. So entwickelte er an diesem und den folgenden Tagen einen konkreten Plan und knüpfte Kontakte zu unterschiedlichen Institutionen und insbesondere dem Verein Ukraine-Hilfe Berlin. Privatpersonen dieses Vereins mit ukrainischem Hintergrund organisieren aus Berlin den Transfer von Hilfsgütern zum polnisch/ukrainischen Grenzübergang Korczowa/Krakowez und von dort aus weiter in die gesamte Ukraine.

In einer Vorstandssitzung am 02. März 2022 stellte Herr Dr. Schyra seine Planung vor und alle Beteiligten waren sich umgehend einig, gemeinschaftlich mit der PVV-Stiftung einen Spendenaufruf zu starten und Hilfsgüter direkt an diesen Grenzübergang zu fahren.

Da die Resonanz von Kunden, Geschäftspartnern und weiteren hilfsbereiten Menschen, die über Radio Essen auf den Spendenaufruf aufmerksam wurden, eine ungeahnte Resonanz erfuhr, packte das gesamte Team der PVV AG in den Folgetagen mit an. Neben dem – durch den Krieg und die Kapitalmarktbedingungen – eh schon herausfordernden operativen Geschäft wurden nebenbei, abends und am Wochenende Sachspenden entgegengenommen, verpackt und in englischer, polnischer und ukrainischer Sprache beschriftet, um es den Menschen vor Ort so einfach wie möglich zu machen. Abb. 1 zeigt nur einen kleinen Ausschnitt der Hilfsgüter und der Helfer.

Um sicherzustellen, dass dort ausschließlich benötigte Hilfsgüter ankamen, wurde eine Liste mit entsprechenden Gegenständen täglich aktualisiert und mit den Anforderungen der Kontakte aus der Ukraine abgeglichen. Anfangs bestand die Hoffnung, einen Transporter zu beladen und mit diesem in die o.g. Grenzregion zu fahren, doch schnell nahmen die Spenden eine Dimension an, die dazu führte, dass nicht einer, sondern vier Transporter gefüllt wurden.
Nun bestand also die weitere Herausforderung darin, Fahrer zu finden, die sich die geplante Tour zutrauten. Doch auch dieses Nadelöhr konnte bewältigt werden. Es bedurfte nur weniger Telefonate und schon waren acht Fahrer für die vier Transporter gefunden: Neben Freunden, Bekannten und dem Schwiegervater von Herrn Dr. Schyra stellte die Firma meta4log GmbH kostenlos zwei weitere Fahrer und zwei Transporter. Die Unterstützung sämtlicher Beteiligter war riesig.

Die Geldspenden wurde unter anderem für den Kauf benötigter Werkzeuge, zweier Stromgeneratoren, unzähliger Powerbanks, Schlafsäcke und Isomatten sowie insbesondere für Medikamente und Verbandsmaterialien genutzt, welche einige Apotheker zum Selbstkostenpreis zur Verfügung stellten. Der finanzielle Aufwand für die zwei gemieteten Transporter, sämtliche Tankkosten sowie die Übernachtungen und die Verpflegung der acht Fahrer trug die PVV AG, um damit nicht die Spenden zu belasten. Die oberste Prämisse des gesamten Vorhabens war es, die Geldzuwendungen den Kriegsopfern zugutekommen zu lassen und davon nicht die Administration oder Logistik zu bezahlen.

Nachdem am Samstagnachmittag des 12. März 2022 auch die letzte Medikamentenlieferung verladen und alle Transporter mit Proviant sowie den nötigen Utensilien für die Fahrer ausgestattet waren, begann die Fahrt am 13. März 2022 um 06:00 Uhr vor den Geschäftsräumen der PVV AG nach Krakau und hier wechseln wir in die Perspektive von Herrn Dr. Schyra, welcher die Tour mit den sieben Begleitern durchführte.

„Der Sonntag entpuppte sich als gute Wahl für unsere Tour von etwa 1.100 km, denn die sonst stark von LKW frequentierte Strecke konnten wir ohne Stau oder sonstige Verzögerungen passieren. Unterwegs begegneten uns unzählige Hilfstransporte aus Frankreich, Spanien, Portugal und vielen weiteren europäischen Ländern, die teilweise noch deutlich weitere Wege auf sich genommen hatten, als wir. Auf der Autobahn entwickelte sich eine Art Gruppendynamik, da Hupen oder freundliches Zuwinken unter den vielen Hilfsgruppen als Zeichen des gegenseitigen Zuspruchs genutzt wurde. Auf der anderen Straßenseite kamen uns Unmengen an Reisebussen entgegen, welche Flüchtlinge aus der Ukraine in den Westen fuhren. Wir wurden somit Teil einer großen gemeinschaftlichen Bewegung, welche das identische Ziel verfolgte und es war bewegend, diesen Zusammenhalt vieler Fremder zu spüren.

Unser Konvoy erreichte sein Ziel gegen 21:00 Uhr, nachdem wir die vier Transporter sicher, auf einem bewachten Parkplatz, abgestellt hatten. Die erste und längste Strecke mit den sehr üppig beladenen Fahrzeugen war somit geschafft. Im Verlauf des Abends konkretisierte es sich, dass unsere Übergabe der Hilfsgüter nicht wie ursprünglich geplant am Montag, sondern erst am Dienstag stattfinde, da der Verein Berlin-Hilfe Ukraine beabsichtigte, zeitgleich einen Rettungswagen der DLRG aus Berlin in die Ukraine zu überführen.

Der Montag stand daher zur Erholung von den letzten Tagen und der Detailplanung für die Übergabe unserer Hilfslieferungen zur Verfügung. An diesem Tag wurde uns auch ersichtlich, welche große Unterstützung die Ukraine durch die Menschen in Krakau erfährt. Zahlreiche öffentliche Gebäude, Geschäfte und Restaurants waren mit ukrainischen Fahnen oder anderen Bekenntnissen versehen.

Am Dienstag um 08:00 Uhr startete unsere Fahrt in Richtung der ca. 260 km entfernten Grenze zur Ukraine. Zugegebenermaßen hatten wir alle schon geruhsamere Nächte, als die Vorherige.

Auf den letzten gut 100 km der Strecke waren nahezu keine zivilen Fahrzeuge mehr zu sehen. Lediglich unzählige militärische Transporter befanden auf dem identischen Weg wie wir. Es war nicht ersichtlich, woher diese stammten, da Länderkennungen o.ä. gänzlich fehlten.

Gegen 12:00 Uhr erreichten wir einen Parkplatz ca. 2 km vor der Landesgrenze. An diesem parkten wir zwei Transporter, welche die EU nicht verlassen durften. Zudem konnten von uns acht Fahrern lediglich vier die Grenze zur Ukraine überschreiten, da drei keine Reisepässe besaßen. Zudem war einer unserer Begleiter ukrainischer Herkunft und zudem im wehrfähigen Alter.

Vier von uns machten sich mit zwei Transportern auf den letzten Weg zur Übergabe. Ursprünglich war geplant diese in einer Art neutralem Gebiet – zwischen den Grenzkontrollen beider Länder – vorzunehmen, doch schnell stellte sich heraus, dass die Grenzbeamten dies nicht mehr zuließen, da der Andrang durch Autos und Busse auf dem Weg aus der Ukraine in Richtung Polen zu groß war. Demnach fuhren wir einige Meter in die Ukraine, wo unsere Übergabe der Lieferung letztendlich erfolgte. Es gibt jedoch schönere Anlässe als in ein Kriegsgebiet zu fahren.

Unser Weg zu unserem Ziel war nicht mehr weit, jedoch verlief die Fahrt der letzten Meter nur äußerst schleppend, da die Kontrollen – insbesondere auf polnischer Seite – sehr intensiv durchgeführt wurden. Die folgenden Bilder vermitteln einen groben Eindruck des Grenzübergangs, welcher zu diesem Zeitpunkt auf polnischer Seite fast menschenleer erschien.

Immer wieder wurden Gruppen von Flüchtlingen zum Gebäude in Abb. 6 geleitet und von dort mit kleinen Reisebussen weitergefahren.

Nachdem wir und unsere Fahrzeuge von den polnischen Grenzbeamten kontrolliert wurden und auch eine stichpunktartige Überprüfung unserer Ladung stattgefunden hatte, folgte eine kurze Strecke zu einer erneuten Kontrolle auf ukrainischer Seite. Diese verlief jedoch eher unkonventionell durch das dortige Militär und war viel schneller absolviert.

Die Nervosität der Soldaten war jedoch deutlich leichter zu erkennen, als noch auf der anderen Seite der Grenze.
Unsere ukrainischen Kontaktpersonen, welche die Ladung entgegennehmen sollten, waren einige Meter hinter der Grenze schnell gefunden und die Entladung verlief in Rekordtempo. Viele Hände, schnelles Ende…

Wir begaben uns daraufhin in die erneut doppelten Kontrollen zur Ausreise aus der Ukraine und der drauffolgenden Einreise nach Polen. Nach gut 4 ½ Stunden war die erste Übergabe absolviert und wir trafen unsere vier Begleiter auf dem v.g. Parkplatz, um die Ladung der beiden dort verbliebenen Transporter in die beiden Fahrzeuge zu verladen, mit welchen wir uns im Nachhinein erneut auf die Tour über die Grenze machten.

Zufällig stand der bereits genannte Rettungswagen der DLRG aus Berlin genau hinter unseren beiden Fahrzeugen und so traf ich meine Kontaktpersonen, Max aus Lemberg und Sergej aus Berlin von der Ukraine-Hilfe Berlin, zu welchen ich bisher ausschließlich telefonischen Kontakt hatte, auch persönlich.

Ein Reifen des Rettungswagens verlor zwischenzeitlich Luft und die Weiterfahrt zu seinem ersten Bestimmungsort in Lemberg wäre herausfordernd geworden, wenn wir nicht einen Kompressor und Reifendichtmittel dabeigehabt hätten. Mittlerweile wissen wir, dass der Rettungswagen gut in Lemberg und im Nachhinein in Kiew angekommen ist.

Eigentlich war es geplant, beide Lieferungen bei Tageslicht abzuwickeln. Die Verzögerungen bei der ersten Einreise in die Ukraine machten dies jedoch unmöglich und somit konnten wir die Grenze erst gegen 20:00 Uhr das zweite Mal überqueren. Wie zuvor bereits angenommen, führte die Dunkelheit dazu, dass sich die Nervosität der ukrainischen Grenzsoldaten weiter steigerte.
Zwischen den Kontrollpunkten liefen zahlreiche junge Frauen mit Kindern, aber auch ältere Herrschaften an unseren Fahrzeugen vorbei. Insbesondere den Müttern war die Erleichterung anzusehen, endlich das Kriegsgebiet verlassen zu haben. Viele Kinder waren uns so nah, dass ich ihnen sämtliche Schoko- und Müsliriegel reichte, die wir als Proviant dabeihatten.
Den älteren Herrschaften war jedoch die Angst des Erlebten und die Ungewissheit ins Gesicht geschrieben. Weder Jung noch Alt nutzte auf den letzten Metern vor der Grenze die durch das polnische Militär aufgebauten Zelte zur Erholung. Altersunabhängig liefen alle Flüchtenden in Richtung ihres ersten Zieles – heraus aus der Ukraine und damit weg von ihrem Heimatland.

Die direkte Begegnung mit den vor dem Krieg flüchtenden Menschen machte uns alle sprachlos. Unser Eindruck ist mit den vermittelten Bildern aus dem TV oder sonstige Nachrichten nicht vergleichbar. Im Nachhinein denke ich täglich mehrfach an den Ort und kann die Gesichter der uns entgegenkommenden Menschen nicht vergessen.
Wir waren zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht dort angekommen, wo wir unsere zweite Lieferung verladen konnten. Dies gelang dann allerdings sehr schnell und nach weiteren gut 5 ½ Stunden hatten wir die Grenze in polnische Richtung erneut überquert. Im Anschluss trafen wir uns mit allen acht Fahrern wieder auf dem besagten Parkplatz, um die Rückfahrt nach Krakau anzutreten.

Wir waren uns einig, dass die gesamte Auslieferung unserer Hilfsgüter sowie die Grenzkontrollen zwar langwierig, jedoch geordneter als zuvor erwartet erfolgten. Für uns lief daher alles nach Plan und nach insgesamt 16 Stunden kehrten wir zurück nach Krakau

Ich gebe zu, sonst ein eher ungeduldiger Mensch zu sein, doch während dieses Tages wäre mir nie der Gedanke gekommen, mich über den zeitlichen Ablauf zu beschweren. Ich wusste zuvor von Grenzübertritten an dem besagten Grenzübergang, welche mehr als neun Stunden dauerten und auch davon hat sich niemand von uns abschrecken lassen. In Anbetracht der vielen flüchtenden Menschen, welche ihre Heimat und unzählige geliebte Menschen verloren haben, waren unsere Wartezeit und unser Aufwand das Geringste, was uns stören konnte.

Am Folgetag (Mittwoch, 16. März 2022) traten wir um 09:00 Uhr unsere Rückreise nach Essen an und schon um 21:00 Uhr erreichten wir die Villa Bredeney. Wir alle waren geprägt von den Eindrücken und erschöpft aber zufrieden, das Unterfangen gewagt und erfolgreich ins Ziel gebracht zu haben.

Bis heute erreichten mich bereits zahlreiche Fragen, ob ich eine derartige Lieferung noch einmal durchführen würde. Meine eindeutige Antwort und die jedes Mitfahrers und jedes Helfers hier vor Ort in Essen lautet eindeutig: JA. Jedoch müssen wir einschränkend anfügen, dass wir die Lage im Westen der Ukraine sehr genau verfolgen, um keine überproportionale Gefahr einzugehen. Denn beispielsweise in der Nacht vor unserem Fahrtantritt nach Polen wurde eine militärische Einrichtung, nur knapp 20 km vom Grenzübergang Korczowa/Krakowez entfernt, durch eine russische Rakete getroffen und wir sind glücklich, dass sich dies nicht während unserer Hilfslieferung an der Grenze ereignet hat.

Während unseres Aufenthaltes gelang es uns zudem Flüchtlinge aus der Ukraine, welche nach Essen gebracht wurden, in Essen-Kettwig unterzubringen und zu versorgen. Hiermit ist unsere Leistung jedoch noch lange nicht beendet. Wir werden auch in den kommenden Wochen und Monaten den Austausch mit unseren Kontakten in der Ukraine pflegen. Insbesondere mit Max, der den DLRG-Rettungswagen nach Lemberg gefahren hat, stehe ich fast täglich in telefonischem Kontakt und wir haben ihm und seinen Mitstreitern weitere Hilfsleistungen zugesagt. Zudem werden wir weitere Flüchtlinge in Essen unterstützen und unsere Möglichkeiten ausschöpfen, einen kleinen Teil des unermesslichen Leides der ukrainischen Bevölkerung hier und vor Ort zu lindern.“

Das gesamte Team der PVV AG und der PVV-Stiftung möchten Ihnen ganz herzlich danken, dass Sie unsere Initiative samt einer Hilfslieferung in das Kriegsgebiet der Ukraine erst möglich gemacht haben.
Da wir manche Pakete mit Trackern versehen hatten, sind wir in der Lage, diese zu orten. Nach einem kurzen Aufenthalt in Lemberg haben diese die Innenstadt von Kiew erreicht und somit können wir alle sicher sein, dass Ihr und unser Beitrag dort angekommen ist, wo er am dringendsten benötigt wird.

Sollten Sie sich für weitere Details unserer Tour in die Ukraine oder für unsere weiteren Planungen der Hilfe für Familien und Kinder aus der Ukraine interessieren, kommen Sie gerne auf uns zu. Neben dem kleinen Ausschnitt, welchen wir Ihnen hiermit schildern wollten, gibt es zahlreiche Erlebnisse, welche einerseits nachdenklich und traurig machen, aber andererseits auch die Dankbarkeit der Menschen in der Ukraine und deren Durchhaltevermögen verdeutlichen.

Über den Autor

Julian Kampmann

About the Author: Julian Kampmann

ist Vermögensbetreuer und Experte für Digitale Assets. Einer der Schwerpunkte seiner Arbeit liegt in der Entwicklung und Umsetzung von Portfolio-Strategien mit Bezug auf Kryptowährungen.
Julian Kampmann

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