Marktkommentar August 2023

Werbemitteilung | Im Juli setzten die globalen Aktienmärkte ihren positiven Trend fort. Besonders das überraschend robuste Q2-Wachstum der US-Wirtschaft und die US-Berichtssaison hatten einen positiven Einfluss auf die Börsen. Zudem gehen viele Marktbeobachter davon aus, dass der Zinsgipfel der Fed nach den Zinserhöhungen im Juli erreicht ist und rechnen mit keinen weiteren Schritten bei den anstehenden Notenbanksitzungen.

20. August 2023

8,4 min.

Alexander Reich

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Das Wichtigste in Kürze*:

  • Der internationale Aktienmarkt hat im Juli weiter zugelegt, da die Inflation nachlässt und die Aussichten auf eine weiche Landung der US-Wirtschaft zunehmen.
  • Die US-Notenbank Fed hat die Zinsen im Juli um 25 Basispunkte erhöht, aber die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinserhöhungen im September ist gering.
  • Die chinesische Wirtschaft wächst langsamer, da der Immobilienmarkt schwächelt und der Außenhandel schrumpft.
  • Anleger sollten vorsichtig sein, da die Aktienmärkte hoch bewertet und die Konjunktur in den USA und Europa unsicher sind.

* „Das Wichtigste in Kürze“ wurde von einer künstlichen Intelligenz generiert.

Rückblick: Hoffnung auf Goldlöckchen-Szenario

Aktienmarkt weiterhin positiv gestimmt

Im Juli erlebte der internationale Aktienmarkt einen weiteren Aufschwung. Die weiterhin nachlassende Inflation und die zunehmende Hoffnung auf eine weiche Landung der US-Wirtschaft stützten diese Entwicklung ebenso, wie sich mehrende Anzeichen für staatliche Eingriffe, seitens der chinesischen Regierung, zur Wiederbelebung der Konjunktur in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Auch die fortwährend verbreitete Euphorie im Bereich der Künstlichen Intelligenz wirkte positiv nach. Vor diesem Hintergrund wiesen die US-Indizes die stärksten Kursgewinne auf. Sonach konnten der Nasdaq 100 um 3,8 %, der S&P 500 Equal Weight (gleichgewichtet) um 3,4 % und der S&P 500 (marktgewichtet) um 3,1 % zulegen. Der chinesische Aktienmarkt (CSI 300) konnte ein Kursplus von 4,5 % erzielen. Die europäischen Leitindizes verzeichneten hingegen etwas geringere Kurszuwächse: So legte der Stoxx Europe 600 um 2,0 %, der DAX um 1,9 % und der Euro Stoxx 50 um 1,6 % zu.

Auf europäischer Ebene entwickelten sich im Juli die Branchen Grundstoffe, Finanzen und Energie am stärksten, während der Versorger- und Informationstechnologie-Sektor negative Entwicklungen aufwiesen. Hinsichtlich der Investmentstil-Ebene legten Substanz-Werte (Value) stärker zu als Wachstumswerte (Growth). Darüber hinaus verzeichneten europäische Mid-Caps eine robustere Entwicklung im Vergleich zu Small- und Large-Caps. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen stieg um 12 Basispunkte auf 3,94 % und die Rendite von 10-jährigen Bunds legte um 9 Basispunkte auf 2,49 % zu. Dagegen sank die Rendite der 2-jährigen deutschen und amerikanischen Staatsanleihen um 15 Basispunkte bzw. 3 Basispunkte auf 3,04 % respektive 4,86 %.

Der Euro zeigte im Juli eine Aufwertung gegenüber dem US-Dollar, wobei der Wechselkurs von 1,08 auf 1,10 US-Dollar stieg. Der Preis für eine Feinunze Gold stieg von 1.920,08 auf 1.964,98 US-Dollar an, was einem Plus von 2,3 % entspricht. Der Rohölpreis (Brent) verteuerte sich um 12,8 % auf 85,21 US-Dollar pro Barrel.

Weiche Landung der US-Wirtschaft möglich

Im abgelaufenen Monat standen zum wiederholten Male die geldpolitischen Entscheidungen der Zentralbanken im Fokus. So erhöhte die US-Notenbank Fed die Zinsen um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 5,25 % bis 5,50 %. Zugleich revidierte sie ihre Rezessionsprognose für die USA und sieht nunmehr die Chance ihr Inflationsziel von 2 % lediglich durch eine moderate Abkühlung der US-Wirtschaft zu erreichen, ohne dass damit ein hoher Arbeitsplatzverlust einhergeht. Das Narrativ des Goldlöckchen-Szenarios in den USA, also dem Trend zu sinkenden Verbraucherpreisen bei gleichzeitig starkem Wirtschaftswachstum, führte zur deutlichen Bewertungsausweitung. Hierbei steigen die Preise von Aktien aufgrund optimistischer Erwartungen der Anleger, ohne dass sich die zugrunde liegenden Fundamentaldaten der Unternehmen in gleichem Maße verbesserten. Dies trieb den Aktienmarkt im Juli maßgeblich an.

Ein unerwartet starkes Q2-Wachstum der US-Wirtschaft (+2,4 % ggü. +2,1 % in Q1) war dieser optimistischen Einschätzung der Investoren für die Zukunft ebenso zuträglich, wie auch die für den Monat Juli gemeldeten Inflationsdaten. Diese zogen zwar leicht an, lagen jedoch mit einer Gesamtrate von 3,2 % (3,0 % im Juni) unter den Erwartungen. Auf Jahressicht sank die Kerninflationsrate von 4,8 % auf 4,7 %. Die EZB hingegen sieht sich, aufgrund zunehmend verschlechterter Konjunkturindikatoren in der Eurozone, deutlich stärker mit einem Rezessionsszenario konfrontiert. Ungeachtet dessen hat sie die Zinsen um 25 Basispunkte auf 4,25 % erhöht, da die Inflation im hiesigen Wirtschaftsraum im Juli mit 5,3 % immer noch weit vom Inflationsziel von 2 % entfernt liegt.

US-Berichtssaison verläuft positiver als erwartet

Für weitere Aufmerksamkeit sorgte insbesondere die US-Berichtssaison für das zweite Quartal. Die Unternehmenszahlen, welche zwischen Ende Juli und Anfang August gemeldet wurden, waren zum Teil besser als die Konsensschätzungen zunächst erwarten ließen. Laut FactSet wiesen von rund 84 % der Unternehmen aus dem US-Leitindex S&P 500, welche bis zum Ende der ersten Augustwoche Quartalsergebnisse präsentiert haben, fast 79 % einen Gewinn je Aktie aus, der über den Erwartungen lag. Wenngleich eine Reihe von Schwergewichten wie Alphabet und Amazon die Erwartungen der Wall Street übertrafen, sind die voraussichtlichen Q2-Gewinne (-5,2 %) der Unternehmen im Jahresvergleich so strak zurückgelaufen wie zuletzt im 3. Quartal 2020 nicht mehr.

Im Zusammenhang mit diesem Gewinnrückgang ist auf die Sektoren Energie, Grundstoff und Gesundheitswesen zu verweisen, welche am stärksten betroffen sind. Das aber u. a. der Energiesektor einen deutlichen Gewinnrückgang erleiden musste, ist aufgrund der fallenden Energiepreise (-30 % ggü. Juni 2022) bereits erwartet worden. Die schwächsten Quartalsgewinne der US-Öl-Majors Exxon und Chevron seit mehr als einem Jahr stellten insofern keine große Überraschung mehr dar, obwohl die Gewinne beider Unternehmen um nahezu -50 % eingebrochen sind.

Wirtschaftssignale aus China nehmen zu

Von der chinesischen Wirtschaft waren im Juli anhaltend negative Signale zu vernehmen. Neben der beharrlichen Schwäche des chinesischen Immobilienmarktes und der geringen Konsumlaune der dortigen Konsumenten schrumpft der Außenhandel im Reich der Mitte zusehends. So sanken die Importe Chinas um 12,4 %, während die Exporte um 14,5 % zurückliefen und damit deutlich stärker als von Anlegern erwartet. Insbesondere durch die anhaltend schwache Konsumnachfrage sind die Verbraucher- und Erzeugerpreise im Juli – erstmals seit Ende 2020 – im Vorjahresvergleich um 0,3 % bzw. 4,4 % gesunken. Damit rutscht die chinesische Wirtschaft in die Deflation. Die Schwäche der dortigen Wirtschaft strahlt weiterhin auch auf die exportabhängigen Staaten in der Eurozone – wie Deutschland – aus.

Ausblick: Gestiegener Optimismus mahnt zur Vorsicht

Rückschlagspotential für den Aktienmarkt erhöht

Die Chancen auf eine sanfte Landung der US-Wirtschaft hat zuletzt zugenommen, da sich die Wirtschaft jenseits des Atlantiks weiterhin als widerstandsfähiger erweist als erwartet. Zudem scheinen sich die erwarteten Rückgänge der Inflationsraten, auch in Europa, weiter zu bewahrheiten. Infolgedessen hat sich das Sentiment unter den Investoren weiter verbessert. Dieser Umstand erhöht jedoch das Rückschlagspotential für den Aktienmarkt. Obwohl sich die Marktbreite in den letzten Wochen leicht verbesserte und die positive Kursentwicklung in den USA nicht mehr ausschließlich von den sieben größten Aktien („Magnificent Seven“) getragen wurde, beruht diese Entwicklung dennoch weitestgehend nur auf Bewertungsausweitungen. So erreichte der S&P 500 phasenweise und ungeachtet des in Umfang und Geschwindigkeit historisch einmaligen Zinserhöhungszyklus Bewertungsniveaus wie zuletzt zu Beginn des Jahres 2022. In diesem von Optimismus getragenen und in einigen Sektoren überhitzten Umfeld ist wenig Platz für Enttäuschungen.

Inflationsrisiken noch nicht gebannt

Der zum Monatswechsel von Juli auf August stattgefundene Entzug des Top-Bonitätsratings der USA sowie die Herabstufung einiger kleinerer US-Banken zeigen, dass die Risiken für die Stabilität des Finanzsystems keineswegs zu ignorieren sind. Darüber hinaus unterstellen die Kapitalmarktteilnehmer mit einer aktuellen Wahrscheinlichkeit von 88,5 %, dass die Fed nach dem Ende der Sitzungspause im September keine Zinserhöhung mehr durchführen wird respektive der Zinserhöhungszyklus nunmehr beendet ist. Sollte dieses Szenario nicht eintreten oder die zwischenzeitlich veröffentlichten (Kern-)Inflations- oder Arbeitsmarktdaten tendenziell heißer ausfallen, wird dies die Aktienmärkte unweigerlich belasten. Es würden dann erneut Bedenken hinsichtlich eines „higher for longer“ aufkommen. Dies bezieht sich auf den Umstand, dass die US-Zinsen weiter steigen und für eine längere Zeit auf diesem Niveau verbleiben. Die jüngste Energiepreisentwicklung könnte dieses Szenario in den kommenden Monaten unterstützen und für einen weiteren moderaten Anstieg der Gesamtinflation sorgen, da die OPEC+ die Fördermengen zum wiederholten Male reduziert haben respektive der Top-Exporteur Saudi-Arabien seine freiwillige Produktionskürzung um einen weiteren Monat verlagert hat.

Vorsicht bleibt angebracht

Im Hinblick auf konjunkturelle Unsicherheiten bleibt es weiterhin abzuwarten in welchem Umfang sich die sehr restriktive Notenbankpolitik gegebenenfalls noch spürbarer auf die Realwirtschaft bzw. auf die Unternehmensgewinne auswirken wird. Zudem wird China als Lokomotive der Weltwirtschaft noch eine Zeit lang ausfallen, bis die dortigen Stimuli zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung ihre Wirkung zeigen. In Anbetracht weiterhin bestehender konjunktureller und geldpolitischer Unsicherheiten in den USA und Europa, der hohen Aktienmarktbewertung sowie der historisch schwachen saisonalen Trends im August und September ist es augenscheinlich noch verfrüht, eine ausgewogene Portfolioausrichtung zugunsten eines strategisch höheren Aktienanteils aufzulösen. Vielmehr erscheint eine taktische Untergewichtung von risikobehafteten Assets opportun.

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Über den Autor

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About the Author: Alexander Reich

verantwortet das Portfoliomanagement mit dem Schwerpunkt Multi-Asset-Strategien. Darüber hinaus ist er CIIA/CEFA-Charterholder sowie Leiter des Anlageausschusses der PVV AG.
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