Marktkommentar Januar 2024

Werbemitteilung | Die US-Notenbank deutete Zinssenkungen an, was zu steigenden Aktienkursen und fallenden Anleihenrenditen führte.

19. Januar 2024

9,3 min.

Alexander Reich

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Das Wichtigste in Kürze*:

  • Die US-Notenbank deutete Zinssenkungen an, was zu steigenden Aktienkursen und fallenden Anleihenrenditen führte.
  • Die meisten Aktienmärkte verzeichneten im Dezember Zuwächse, getrieben von möglichen Zinssenkungen. Small- und Mid-Caps übertrafen Large-Caps.
  • Die Renditen von 10-jährigen US-Staats- und Bundesanleihen sanken aufgrund der Erwartung von Zinssenkungen im Jahr 2024. Positive Entwicklungen bei Staats- und Unternehmensanleihen waren die Folge.

* „Das Wichtigste in Kürze“ wurde von einer künstlichen Intelligenz generiert.

Rückblick: Kursrallye setzt sich weiter fort

Marktumfeld: Zinssenkungseuphorie treibt die Märkte

Im Dezember setzte sich der positive Trend auf dem breiten Aktien- und Anleihenmarkt, der bereits im Vormonat begonnen hatte, fort. Hierzu trugen die letzte Notenbanksitzung der US-Notenbank Fed und sinkende Inflationsraten bei. Zwar ließ die Fed den Schlüsselsatz zum dritten Mal in Folge unverändert in der Spanne von 5,25 % bis 5,50 %, stellte aber Zinssenkungen für das kommende Jahr in Aussicht. So hob US-Notenbankpräsident Jerome Powell hervor, dass sich die US-Inflationsrate zufriedenstellend entwickelt und unter der Bedingung von weiterhin positiven Rahmenbedingungen drei Zinssenkungen und eine weiche Landung der US-Wirtschaft in 2024 möglich seien. Die überarbeiteten FOMC-Prognosen sahen nun Zinssenkungen um 75 Basispunkte im kommenden Jahr vor und die Inflationsprognose für 2024 wurde von 2,6 % auf 2,4 % angepasst. Überdies rechnete die Fed weiterhin nur mit einer Verlangsamung der US-Wirtschaft und nicht mit einer Rezession in den nächsten zwei Jahren. Die Aussicht auf Zinssenkungen im kommenden Jahr, wie von der Fed in Aussicht gestellt, beflügelte die Marktteilnehmer, die darauf hofften, dass der Zinserhöhungszyklus vorbei ist. Diese Erwartungen spiegelten sich in weiter steigenden Aktienkursen und fallenden Anleihenrenditen wider. Die Annahme wurde durch einen leichten Rückgang der US-Inflationsrate im November auf 3,1 % (im Vergleich zu 3,2 % im Oktober) unterstrichen. Die erfreuliche Marktentwicklung setzte sich in den letzten Handelswochen des Jahres fort und trug zur überaus erfolgreichen Jahresendrally bei, die Ende Oktober gestartet wurde. Beispielsweise verzeichnete der deutsche Leitindex DAX einen Anstieg um 14,1 % von seinem Verlaufstief im Oktober bis zum Ende des Jahres, während der US-Index S&P 500 im gleichen Zeitraum um 15,8 % stieg. Noch stärker profitierten US-Small-Caps von der allgemein vorherrschenden Zinssenkungseuphorie und fallenden Anleihenrenditen, so stieg der US-amerikanische Index für Nebenwerte, der Russell 2000 (kleine Unternehmen), seit dem letzten Tiefpunkt im Oktober um satte 23,8 %. Dies stellt die längste Gewinnserie des Russell 2000 seit drei Jahren dar und wurde von einer breiten Masse von Aktien getragen. Im Dezember wurden mehr als 80 % der etwa 1.600 Aktien, die im Russell 2000 abgebildet werden, über ihrem gleitenden 50-Tage-Kursdurchschnitt gehandelt. US-Small-Caps glänzten somit in der Jahresendrally und übertrafen Large-Cap-Indizes deutlich.

Aktien: Starke Kursgewinne zum Jahresende

Vor dem Hintergrund möglicher Zinssenkungen im kommenden Jahr konnten die meisten Aktienmärkte im Dezember deutlich zulegen und schlossen das krisenreiche Jahr (2023) überaus freundlich ab. Im Dezember verzeichnete der S&P 500 (kapitalgewichtet) einen Anstieg um 4,4 % (24,2 %), während der Nasdaq 100 um 5,5 % zulegte (53,8 %). Ihre europäischen Gegenstücke, der DAX (20,3 %), der Stoxx Europe 600 (12,7 %) und der Euro Stoxx 50 (19,2 %), verzeichneten Zuwächse zwischen 3,2 % und 3,8 %. Die positive Entwicklung, insbesondere zum Jahresende hin, verhalf auch den Small- und Mid-Caps zu ansehnlichen Gewinnen. Der Russell 2000 (kleine Unternehmen) verzeichnete einen Anstieg um 12,1 % (15,1 %), während der S&P 400 MidCap (mittelgroße Unternehmen) um 8,5 % (14,4 %) stieg. Dies wirkte sich auch unmittelbar auf die Entwicklung des S&P 500 Equal Weight (gleichgewichtet) aus, der im Dezember ein Kursplus von 6,7 % (11,6 %) verzeichnete. Negativ fiel, wie so oft in diesem Jahr, die Wertentwicklung des chinesischen Aktienmarkts aus. Gemessen am CSI 300 gaben chinesische Aktien in diesem Jahr um 11,4 % nach.

Markttechnik: Marktoptimismus bleibt hoch

Der CBOE Volatility Index (VIX) verzeichnete einen Wert unter seinem langfristigen Durchschnitt von 20-Punkten und schloss bei 12,5. Insofern erwarteten Marktteilnehmer in nächster Zeit geringe Kursschwankungen am Aktienmarkt und es herrschte ein gewisser Marktoptimismus vor. Die allgemeine Marktstimmung, gemessen am Greed & Fear Index, wurde im Verlauf des Monats nochmals optimistischer. Der Indikator stieg von 64 Punkten (Gier) auf 76 Punkte (Extreme Gier) an. Weitere markttechnische Indikatoren, wie der Relative-Stärke-Index (RSI), signalisierten zum Monatsende einen leichten Rücklauf der überkauften Situation bei einigen Indizes, nachdem im Monatsverlauf teilweise sogar die Marke von 80 Punkten überschritten wurde. So wurde für den DAX und den Euro Stoxx 50 ein RSI von 70 bzw. 66 Punkten ausgewiesen, wobei ein Wert über 70 Punkten auf einen überkauften Marktzustand hinweist.

Aktiensektoren und -stile: Small Caps brillieren im Dezember

Auf europäischer Sektor-Ebene legten die Bereiche Industrie, Material und Technologie am stärksten zu, während Energiewerte als einzige Branche, wie auch schon im Vormonat, einen leichten Kursverlust hinnehmen musste. Hinsichtlich des Investmentstils wiesen europäische Small- und Mid-Caps und Wachstumswerte (Growth) die stärksten Kursgewinne auf und konnten somit deutlicher zulegen als Large-Caps und Substanzwerte (Value). Alle Investmentstile wiesen im Dezember eine positive Wertentwicklung auf.

Rohstoffe: Zinssenkungsfantasien treiben Goldpreis

Im Dezember verzeichneten die Rohstoffmärkte unterschiedliche Entwicklungen. Rohöl (Brent) und Silber verzeichneten Rückgänge, während Gold zulegen konnte und einen Anstieg von 1,2 % (13,8 %) auf 2.062 US-Dollar verbuchte. Kupfer, ein wichtiges Industriemetall, erzielte ebenfalls moderate Gewinne. Als weit verbreitetes Metall in Branchen wie Bau und Elektronik wird angenommen, dass die Kupfernachfrage mit der globalen wirtschaftlichen Aktivität korreliert.

Anleihen: Renditen fallen deutlich, Markt nimmt Zinssenkungen vorweg

Die Renditen von 10-jährigen US-Staats- und Bundesanleihen gerieten aufgrund erwarteter Zinssenkungen im Jahr 2024 weiter unter Druck und erreichten Ende Dezember Werte von 3,87 % bzw. 1,97 %. Dies stellte einen regelrechten Absturz seit den im Oktober erreichten Jahreshöchstständen von über 5 % bei US-Anleihen respektive fast 3 % bei Bundesanleihen dar. Währenddessen verzeichneten 2-jährige deutsche Staatsanleihen einen Rückgang von 2,84 % auf 2,37 %, während die Renditen der entsprechenden US-Pendants von 4,71 % auf 4,28 % fielen. Die rückläufigen Renditen bei Staatsanleihen und sinkenden Risikoaufschläge (Spreads) bei Unternehmensanleihen führten ebenfalls zu positiven Wertentwicklungen in anderen Rentensegmenten.

Konjunktur: Gemischte Konjunkturdaten in Europa und den USA

Hinsichtlich der konjunkturellen Lage in Europa zeichnete sich, gemessen am Economic Sentiment Indicator (ESI), eine Verbesserung ab. Der von der Europäischen Kommission veröffentlichte wirtschaftliche Stimmungsindikator verbesserte sich im Dezember deutlich, blieb aber auf einem unterdurchschnittlichen Niveau. So stieg der Indikator im Dezember in der EU von 93,8 auf 95,6 Punkte und in der Eurozone von 93,8 auf 96,4 Punkte. In Deutschland zeigte sich hingegen ein abweichendes Stimmungsbild, bedingt durch einen überraschend schwachen ifo Geschäftsklima-Index. Im Dezember verzeichnete der Index nach zwei aufeinanderfolgenden Anstiegen einen Rückgang auf 86,4 Punkte. Insbesondere der Bereich des Verarbeitenden Gewerbes wies dabei deutlich negative Tendenzen auf, während sich das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor leicht verbesserte. In den USA verbesserte sich hingegen das Lagebild in der Industrie leicht und der ISM-Einkaufsmanagerindex (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe stieg von 46,7 auf 47,4 Zähler.

Ausblick: Schwieriges Jahr erwartet

Drei, vier, fünf oder sechs Zinssenkungen?

Nach der beeindruckenden Jahresendrally dürfte sich der Optimismus wieder etwas abschwächen. Hierfür gibt es aus unserer Sicht mehrere Gründe. Zum einen scheint die Spekulation zahlreicher Marktakteure auf deutliche Zinssenkungen ab März 2024 durch die US-Notenbank wahrscheinlich übertrieben zu sein. Tatsächlich hat die Fed bisher lediglich drei Zinssenkungen im Gesamtvolumen von 75 Basispunkten in Aussicht gestellt. Im Gegensatz dazu hat der Markt mittlerweile fünf bis sechs Zinssenkungen eingepreist, die mit einem deutlich höheren Rückgang von über 100 Basispunkten verbunden wären. Diese Diskrepanz könnte im neuen Jahr zu Enttäuschungen führen, falls die erwarteten Zinssenkungen nicht in dem Maße eintreten, wie es vom Markt angenommen wurde. Dies wird zwangsläufig eintreten, wenn die Inflationsdaten erneut höher ausfallen oder der Arbeitsmarkt weiterhin sehr robust bleibt. In solchen Fällen hätte die US-Notenbank wenig Anreiz, die Zinsen deutlich zu senken. Gemäß der Prognose der Fed dürfte sich die US-Wirtschaft weiterhin positiv entwickeln, was sowohl eine sanfte Landung („soft landing“) als auch das Ausbleiben einer Landung („no landing“) wahrscheinlich macht. Die genaue finanzielle Lage der einzelnen US-Unternehmen wird sich in der zweiten Hälfte des Januars während des Beginns der neuen Berichtssaison zeigen. Eine Anpassung der Markterwartungen hinsichtlich Zinssenkungen wird voraussichtlich den üblichen Mustern folgen, wobei Anleiherenditen steigen und -kurse fallen, während auch Aktienkurse, insbesondere bei Small-Caps und Growth-Werten, zurückgehen könnten.

US-Wahlen bringen Unsicherheit mit sich

Des Weiteren ist das Jahr 2024 ein Superwahljahr. Über zwei Milliarden Menschen in mehr als 70 Staaten sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Für den Kapitalmarkt dürften die US-Präsidentschaftswahlen die größten Unsicherheiten mit sich bringen. Eine mögliche Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus und die damit verbundene Neuausrichtung der Politik könnten weitreichende Folgen für die internationale Gemeinschaft, Handelsbeziehungen, laufende Konflikte und auch für die Gesellschaft in den USA selbst haben. In historischer Hinsicht zeigt sich zudem, dass das erste Quartal an den Börsen in einem US-Wahljahr oft das schwächste war.

Zurückhaltend ins neue Jahr

Ein hoher Grad an Optimismus, begleitet von bereits ausgereizten Stimmungsindikatoren und einer vergleichsweise niedrigen erwarteten Volatilität, bildet insgesamt keine optimale Grundlage für eine deutliche Ausweitung von Risikoanlagen oder Laufzeitrisiken. Obwohl unser Basisszenario für das Jahr 2024 von steigenden Aktienmärkten ausgeht, wäre es angebracht, zunächst eine Normalisierung des Marktumfelds abzuwarten. Ein behutsamer Ansatz erscheint daher vernünftig, um möglichen Abwärtsrisiken vorzubeugen. Es ist ratsam, die Entwicklungen im ersten Quartal aufmerksam zu verfolgen, um sich potenziell eröffnende Chancen optimal zu nutzen. Insbesondere sehen wir bei Anleihen mit hoher Bonität, bei einem erneuten Anstieg der Renditen, gute Einstiegsmöglichkeiten. Dies ermöglicht die Sicherung von Zinsen für einen längeren Zeitraum.

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Über den Autor

Alexander Reich

About the Author: Alexander Reich

verantwortet das Portfoliomanagement mit dem Schwerpunkt Multi-Asset-Strategien. Darüber hinaus ist er CIIA/CEFA-Charterholder sowie Leiter des Anlageausschusses der PVV AG.
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