Marktkommentar November 2023

Werbemitteilung | Der Aktienmarkt wurde im Oktober durch den Nahostkonflikt und steigende Renditen belastet, während der Goldpreis aufgrund der Unsicherheit in der Region stieg. Erstmals seit 2007 überschritten die US-Staatsanleihen die 5 %-Marke. Trotz dieser Herausforderungen gibt es gute Chancen auf eine Jahresendrally, da viele Investoren defensiv positioniert sind.

22. November 2023

8,7 min.

Alexander Reich

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Das Wichtigste in Kürze*:

• Nahostkonflikt und steigende Renditen belasten den Aktienmarkt.
• Goldpreis steigt aufgrund von Unsicherheit im Nahen Osten.
• US-Staatsanleihen überschreiten erstmals seit 2007 die 5 %-Marke.
• Gute Chancen auf eine Jahresendrally dank defensiver Positionierung von Investoren.

* „Das Wichtigste in Kürze“ wurde von einer künstlichen Intelligenz generiert.

Rückblick: Geopolitische Risiken nehmen zu

Nahostkonflikt und Renditeanstieg drücken den Aktienmarkt

Im Oktober wurden die Aktienmärkte durch geopolitische Ungewissheit belastet, als die militante Hamas-Gruppe einen Überraschungsangriff auf Israel verübte. Weiterer Abwärtsdruck kam durch überraschend höhere Zinsen auf, da die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen über die 5 %-Marke geklettert waren. Dieses Niveau stellte eine psychologisch wichtige Marke dar, welche seit 16 Jahren nicht mehr erreicht wurde. Besorgt zeigten sich die Marktteilnehmer zudem über die sich beschleunigende US-Inflation im September und die starken Verbraucherausgaben in den USA, da dies Argumente für eine weiter restriktive Notenbankpolitik liefern könnte. Ungeachtet dessen lag die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung durch die Fed im November auf geringem Niveau. Diese Erwartung wurde dann Anfang November dahingehend erfüllt, dass die US-Notenbank eine zweite Pause in ihrem Zinserhöhungszyklus verkündete. Getrieben durch die Unsicherheit über die weitere Entwicklung im Nahen Osten, stieg der Goldpreis deutlich an und notierte im Monatsverlauf wieder um 2.000 USD pro Unze. Währenddessen belastete der Ausverkauf am Aktienmarkt einmal mehr die Small- und Mid-Caps am stärksten. Sonach verlor der Russell 2000 (kleine Unternehmen) 6,9 %, der S&P 400 MidCap (mittelgroße Unternehmen) 5,4 % sowie der S&P 500 Equal Weight (gleichgewichtet) 4,2 %. Die US-Leitindizes hielten sich in diesem Umfeld vergleichsweise stabil, so dass der S&P 500 (kapitalgewichtet) 2,2 % und der Nasdaq 100 2,1 % nachgab. Die europäischen Aktienmärkte konnten sich dieser Entwicklung ebenfalls nicht entziehen, insofern verloren der DAX und der Stoxx Europe 600 jeweils 3,7 % und der Euro Stoxx 50 2,7 %. Der CBOE Volatility Index (VIX) verzeichnete einen Wert unter der 20-Punkte-Marke und schloss schließlich bei 18,1. (Ein VIX-Wert unter 20 Punkten wird üblicherweise als Anzeichen für eine stabilere Marktsituation interpretiert.)

Auf europäischer Sektor-Ebene liefen zyklische Konsumgüter, Gesundheitswesen und Industriewerte am stärksten zurück, während die Versorger als einzige Branche im Oktober einen minimalen Kursgewinn aufwiesen. Hinsicht des Investmentstils wiesen Wachstumswerte (Growth) die geringsten Verluste auf, während Small- und Mid-Caps am deutlichsten verloren.

Gold verzeichnete einen deutlichen Anstieg von 7,3 % auf 1.984,36 US-Dollar und auch Silber konnte 3,0 % auf 22,85 US-Dollar zulegen. Die Renditen 10-jähriger US-Staats- und Bundesanleihen entfernten sich bis zum Monatsende wieder leicht von ihren Verlaufshochs und notierten letztlich bei 4,85 % bzw. 2,77 %. Das Währungspaar EUR/USD notierte im Monatsvergleich kaum verändert und schloss bei 1,0575.

Die Angst vor einem Flächenbrand

Nach dem Überfall der Hamas auf Israel und der daran anschließenden Bodenoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen hegen Marktteilnehmer Bedenken hinsichtlich einer potentiellen Eskalation im Nahen Osten. Im Zentrum dieser Sorgen steht der Iran, der als Unterstützer der palästinensischen Hamas und der libanesischen Hisbollah gilt. Beide Organisationen haben die Zerstörung Israels zum Ziel. Die Furcht vor einer Ausweitung des Konfliktes, an dem sich die hochgerüstete Hisbollah und der Iran direkt beteiligen, ist durchaus berechtigt. Bisher kam es an der israelisch-libanesischen Grenze jedoch nur zu einzelnen Gefechten mit der Hisbollah. Währenddessen versuchen die USA den Iran und seine Verbündeten einzuschüchtern und ein klares Zeichen zu setzten, dass die USA einem Flächenbrand nicht tatenlos zusehen werden. Die militärische Präsenz der Vereinigten Staaten in der Region nahm daher enorm zu, so wurden die beiden Flugzeugträger USS Dwight D. Eisenhower und USS Gerald R. Ford samt jeweiliger Trägergruppe ins östliche Mittelmeer verlegt. Überdies bestätigte das Pentagon die Anwesenheit eines atomwaffenfähigen U-Boots der Ohio-Klasse und veröffentlichte ein Foto, welches das Schiff im ägyptischen Suezkanal nahe Kairo zeige. Dieser Vorgang wurde von Beobachtern als sehr ungewöhnlich eingestuft, da der Standort von atomwaffenfähigen U-Booten in der Regel geheim ist. Auch dies wurde als Signal an den Iran gewertet, sich nicht in den aktuellen Konflikt einzumischen. Die Besorgnis vor einer Reaktion des Mullah-Regimes ist groß, denn der Iran kann aufgrund seiner geografischen Lage die Straße von Hormus blockieren. Diese gilt als einer der wichtigsten Schifffahrtswege für die weltweite Ölversorgung. Sollte Teheran diesen neuralgischen Punkt sperren, wird es den Ölpreis in die Höhe treiben und die weltweite Konjunktur belasten. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass in den ersten Wochen des Konfliktes die Zinsen, Gold- und Ölpreise angestiegen sind respektive das Sentiment für Aktien belastet wurde.

US-Staatsanleihen durchbrechen 5%-Marke

Die Rendite von zehnjährigen US-Staatsanleihen stieg zeitweilig und erstmals seit 2007 über 5 %. In Verbindung mit den jüngsten Aussagen von Notenbankchef Jerome Powell, geht der Markt davon aus, dass die Zinsen noch länger hoch bleiben werden. Des Weiteren zeigt sich die US-Konjunktur weiterhin robust, auch wenn vielfach über eine kommende Rezession gesprochen /wurde, lässt diese in der größten Volkswirtschaft der Welt weiter auf sich warten. Auch die Arbeitslosenrate lag im Oktober mit 3,9 % nahe den historischen Tiefstständen und spricht somit nicht für einen baldigen Einbruch der Wirtschaft. Eine weiterhin wachsende Wirtschaft lässt indes die Inflationserwartung ebenso steigen, wie der zuletzt wieder angestiegene Öl-Preis im Zuge des Nahost-Konfliktes. Dies belastete den Rentenmarkt und ließ die Renditen steigen, obwohl diverse Notenbankvertreter zunächst nicht von weiteren Zinserhöhungen seitens der Fed ausgegangen waren. Überdies zeigten sich Investoren besorgt gegenüber der hohen Staatsverschuldung und des enormen Refinanzierungsbedarfs der USA bzw. des mit den steigenden Zinsen einhergehenden ansteigenden Schuldendienstes, welcher den US-Haushalt zukünftig belasten wird. Ausdruck fand diese Sorge u.a. in Auktionen von Staatsanleihen mit langen Laufzeiten, sonach gab es im Oktober für die Auktion 30-jähriger US-Staatsanleihen kaum Nachfrage und das Bild bei anderen Laufzeiten fiel gemischt aus. Einige Medienberichte sprachen schon von einem Käuferstreik bei US-Schulden. Es herrscht aktuell ein Ungleichgewicht zwischen dem US-Finanzministerium und dem Kapitalmarkt bzw. Investoren. Während ersteres lieber längere Laufzeiten am Markt platzieren möchte, um die Finanzierungskosten möglichst lange festzuschreiben, interessieren sich Investoren vorrangig für kurze Laufzeiten. Angesichts der attraktiveren Renditen, der geopolitischen Unsicherheit und der hohen US-Verschuldung ein nachvollziehbarer Aspekt.

Ausblick: Gute Chancen auf Jahresendrally

Positionierung der Investoren und saisonale Gründe stimmen positiv

Die historisch schlechten Börsenmonate von August bis Oktober liegen nunmehr hinter uns und der Blick auf das vierte Quartal stimmt zuversichtlich, dass wir, wie in der Vergangenheit oft gesehen, ein versöhnliches Jahresende an den Aktienmärkten bekommen könnten. Der November und Dezember zählen üblicherweise zu den Monaten mit der stärksten Aktienmarktentwicklung. Mehrere Aspekte sprechen dafür, dass sich dies auch in diesem Jahr wiederholen kann. Zum einen sind die meisten Investoren nicht übermäßig in Aktien investiert. Bei Anlegern war im Oktober, gemessen am CNN Fear & Greed-Index, eine gewisse Angst vorherrschend, so dass bei weichendem Pessimismus auch wieder Liquidität zugunsten einer höheren Positionierung in Aktien abgebaut werden kann. Des Weiteren sollte der Bewertungsdruck auf Aktien durch ansteigende Anleihenrenditen ein Ende finden. Die weltweiten Inflationsraten sind in den meisten Ländern deutlich rückläufig und das US-Finanzministerium zeigt sich bemüht, eine marktkonformere Emissionspolitik von neuen US-Schulden zu betreiben respektive zu kommunizieren. Letzteres ändert zwar nichts am erheblichen Volumen von Staatsanleihen, welches die USA in nächster Zeit emittieren müssen und vom Kapitalmarkt aufgenommen werden muss, lässt jedoch hoffen, dass der Markt die Emissionen besser aufnimmt und negative Berichte über träge Auktionen von US-Staatsanleihen ausbleiben. Wenngleich die Erwartungen hinsichtlich kommender Zinssenkungen von vielen Markteilnehmern zu optimistisch erscheinen, erste Zinssenkungen sollen bereits im Frühjahr 2024 erfolgen und im Gesamtjahr über 100 Basispunkte ausmachen, sollten die Renditen im aktuellen Makroumfeld jedoch nicht weiter steigen. Die Marktbewertung ist durch die negative Kursentwicklung in den letzten Herbstmonaten zurückgekommen und die US-Wirtschaft scheint weiterhin nicht in eine Rezession zu rutschen, was die Gewinnsituation für US-Unternehmen stabil halten sollte und optimistisch für die laufende Q3-Berichtssaison stimmt. Sonach haben bis Ende Oktober über 80 % der S&P 500-Unternehmen ihre Zahlen gemeldet und ein sehr deutlicher Teil von diesen hat einen tatsächlichen Gewinn je Aktie über den Marktschätzungen gemeldet. Die Menge und das Ausmaß der positiven Gewinnüberraschungen liegen oberhalb der durchschnittlichen Werte der letzten zehn Jahre. Dieser Umstand sollte weitere positive Impulse für eine Markterholung liefern und ungeachtet der bestehenden geopolitischen Risiken Chancen auf eine kurzfristige Erholung eröffnen. Dies bedingt jedoch, dass es zu keiner weiteren Eskalation im Nahen Osten kommt und die diplomatischen Bemühungen sowie die militärische Drohkulisse der USA andere Parteien von einem Eintritt in diesen Konflikt abhalten. Die aktuelle Lage ist damit erneut komplexer geworden und es gilt diese genau zu beobachten.

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Über den Autor

Alexander Reich

About the Author: Alexander Reich

verantwortet das Portfoliomanagement mit dem Schwerpunkt Multi-Asset-Strategien. Darüber hinaus ist er CIIA/CEFA-Charterholder sowie Leiter des Anlageausschusses der PVV AG.
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