Marktkommentar Oktober 2023

Werbemitteilung | Die Renditen von US- und europäischen Staatsanleihen sind weiter gestiegen, was den Aktienmärkten zusetzte. Die US-Wirtschaft ist weiterhin stark, was die Erwartung auf weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed stützt. Die Q3-Berichtssaison könnte besser ausfallen als erwartet. Der Rückgang der Aktienmärkte hat das Bewertungsniveau und das Sentiment verschlechtert, was Chancen für Investoren bieten könnte.

24. Oktober 2023

8,5 min.

Alexander Reich

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Das Wichtigste in Kürze*:

• Die Renditen von US- und europäischen Staatsanleihen sind weiter gestiegen, was den Aktienmärkten zusetzte.
• Die US-Wirtschaft ist weiterhin stark, was die Erwartung auf weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed stützt.
• Positive Überraschungen möglich: Die Q3-Berichtssaison könnte besser ausfallen als erwartet.
• Der Rückgang der Aktienmärkte hat das Bewertungsniveau und das Sentiment verschlechtert, was Chancen für Investoren bieten könnte.

* „Das Wichtigste in Kürze“ wurde von einer künstlichen Intelligenz generiert.

Rückblick: Negative Trends setzen sich fort

Renditeanstieg belastet Aktienmärkte

Der negative Trend des Vormonats setzte sich auch im September fort. Weiter steigende Renditen auf beiden Seiten des Atlantiks belasteten den Aktienmarkt ebenso, wie die schwachen Konjunkturaussichten in Europa und die erneute Sorge um einen „Government Shutdow“ (Haushaltssperre) in den USA. Darüber hinaus waren Bedenken über möglicherweise wieder anziehende Inflationsraten präsent, nachdem der Ölpreis infolge der Verlängerung der saudischen und russischen Produktionskürzungen bis zum Jahresende erneut erheblich angestiegen war. Die EZB erhöhte im abgelaufenen Monat wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,5 %, während die FED eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegte, aber ungeachtet dessen „hawkish“ bleibt. So gab US-Notenbankchef Jerome Powell zu verstehen, dass die Zinssätze voraussichtlich auf einem hohen Niveau (aktuell 5,25 % bis 5,5 %) verbleiben werden, im kommenden Jahr weniger Zinssenkungen zu erwarten sind und in diesem Jahr eine weitere Zinserhöhung wahrscheinlich ist. Diese Aussagen treiben die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen ebenso weiter nach oben, wie die weiterhin robusten US-Wirtschaftsdaten und die Sorge um eine US-Haushaltssperre. Letztere konnte nur knapp durch eine Einigung zwischen Republikaner und Demokraten abgewendet werden, wenngleich dieser Kompromiss nur bis Mitte November 2023 trägt. Überdies wird das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bei US-Staatsanleihen kritisch betrachtet, was die Anleiherenditen zusätzlich nach oben treibt. Die USA geben ein erhebliches Volumen neuer Staatsanleihen aus, um ihr Staatsdefizit zu finanzieren bzw. fiskalische Stimulusprogramme umzusetzen. Im Gegensatz zur Vergangenheit fällt die US-Notenbank jedoch als Käufer dieser Anleihen (Abbau der Bilanzsumme) aus und im Ausland (China und Emerging Markets) neigt man dazu, US-Staatsanleihen zu verkaufen. Vor dem Hintergrund der stark angestiegenen US-Renditen litten im September insbesondere zinssensible Technologiewerte und Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung (Small- und Mid-Caps). Sonach verlor der Nasdaq 100 5,1 %, der S&P 400 MidCap 5,4 % und der Russell 2000 6,0 %. Der US-amerikanische Leitindex S&P 500 (marktgewichtet) büßte 4,9 % ein und der S&P 500 Equal Weight (gleichgewichtet) verlor 5,3 %. Die Verluste am europäischen Aktienmarkt fielen vergleichsweise gering aus. So verlor der DAX 3,5 %, der Euro Stoxx 50 2,8 % und der Stoxx Europe 600 lediglich 1,7 %. Auch der chinesische Aktienmarkt (CSI 300) setzte den negativen Trend des Vormonats fort und verlor 2,0 %.

Auf europäischer Sektor-Ebene verloren die Branchen Technologie, zyklischer Konsum und Versorger am stärksten, während Energie, Telekommunikation und Finanzen mit positiven Monatsentwicklungen aufwarten konnten. Hinsichtlich des Investmentstils wiederholte sich die Entwicklung des Vormonats und Wachstumswerte (Growth) verloren stärker als Substanzwerte (Value). Zudem mussten kleine und mittlere europäische Unternehmen – genau wie in den USA – höhere Kursverluste hinnehmen als große Unternehmen (Large Caps).

Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen stiegen im Monatsvergleich deutlich an und notierten zum Monatsende bei 4,55 % (+45 Bps). Auch die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen zog auf 2,84 % (+36 Bps) an. Die Renditesteigerung im Bereich der kurzlaufenden Anleihen fiel etwas geringer aus: 2-jährige deutsche und amerikanische Staatsanleihen lagen zum Monatsende bei 3,20 % (+22 Bps) bzw. 5,04 % (+16 Bps). Die Inversion der Zinsstrukturkurven verringerte sich somit auf beiden Seiten des Atlantiks.

Der Euro wertete im August gegenüber dem US-Dollar weiter ab, wobei der Wechselkurs von 1,084 auf 1,057 US-Dollar zurücklief. Der Preis für eine Feinunze Gold fiel um 4,7 % von 1.940,21 auf 1.848,63 US-Dollar. Der Rohölpreis (Brent) zog deutlich, auf 93,07 US-Dollar pro Barrel (+9,2 %), an.

Ausverkauf bei US-Staatsanleihen setzt sich fort

Die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen ist im September nochmals deutlich angestiegen. Die US-Wirtschaft zeigt sich weiterhin sehr widerstandsfähig und die Erwartung der meisten Investoren, hinsichtlich einer Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität, was zu einem Rückgang der Anleihenrenditen führen würde, trat bisher nicht ein. Wiederkehrend robuste US-Arbeitsmarktdaten unterstrichen die hohe Wahrscheinlichkeit einer weichen Landung der dortigen Wirtschaft. In Folge dessen haben Investoren ihre Erwartungen an Zinssenkungen der US-Notenbank im kommenden Jahr abrupt geändert und gehen nunmehr von höheren Zinsen aus. Auch die Teilnehmer des geldpolitischen Gremiums der Fed (FOMC) erwarten nunmehr einen Fed-Funds-Zinssatz von 5,1 % bis zum Ende des Jahres 2024, während ihre Erwartung im Juni noch bei 4,6 % lag.

Die langfristigen Inflationserwartung der Marktteilnehmer sind indessen nur marginal auf 2,3 % angestiegen. Neben den soliden US-Wirtschaftsdaten und der höheren Zinserwartung der FOMC-Mitglieder, muss das US-Finanzministerium bis zum Jahresende ca. 800 Milliarden US-Dollar Schulden refinanzieren und dies in einer Phase, in welcher die US-Notenbank ihre Bilanzsumme reduziert (Quantitative Tightening, kurz: QT). Das enorme Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bei US-Staatsanleihen wird zusätzlich von ausländischen Akteuren verschärft. So beschleunigte sich in jüngster Zeit der Verkauf von US-Staatsanleihen in China. In den letzten zehn Jahren hat Peking seine Bestände in US-Staatspapieren um fast 502 Milliarden US-Dollar auf 805 Milliarden US-Dollar reduziert. Zu Beginn des Jahres 2022 lag dieser noch bei über 1.000 Milliarden US-Dollar. Die Schwierigkeiten bei der Wahl des Sprechers des Repräsentantenhauses und der damit abermals drohende Government Shutdown ab dem 17. November beeinflussen die US-Renditeentwicklung zusätzlich.

Ausblick: Positive Überraschungen möglich

Höhere Zinsen belasten den Aktienmarkt weiter

Die gestiegenen Zinsen sind der Hauptgrund für den Rückgang der Aktienmärkte seit ihrem Höchststand zu Jahresmitte. Das Narrativ „higher for longer“, also höhere Zinsen für eine längere Zeit, hat sich bei den Marktteilnehmer mit weiterhin robusten US-Wirtschaftsdaten und den „hawkischen“ Kommentaren von US-Notenbankvertretern verfestigt. Viele Investoren hatten wohl zu früh auf eine Zinswende gesetzt und wurden nun von den weiter steigenden Anleihenrenditen überrascht, wenngleich die Gründe für den Renditeanstieg vielschichtig sind. Entsprechend gering ist aktuell die Nachfrage nachlangfristigen US-Staatsanleihen. Das Interesse wird vermutlich erst zurückkehren, wenn sich Anleger sicher sind, dass die Renditen ihren Höhepunkt erreicht haben. Dies wird jedoch erst der Fall sein, wenn die Anzeichen für eine wirtschaftliche Verlangsamung und eine Abkühlung des Arbeitsmarktes in den USA zunehmen. In Anbetracht dessen, dass die Studenten in den USA nun wieder Zins- und Tilgungszahlungen leisten müssen, die Sparguthaben der US-Haushalte rapide gesunken sind und die Kreditkartenschulden einen weiteren Höhepunkt erreichten, erhöht sich das Risikoeiner Schwächung des Konsums in den kommenden Monaten und in dessen Konsequenz, einer leichten Abkühlung der US-Wirtschaft. Die Inflation wird daraufhin weiter zurücklaufen. Dies wird der Fed in unserem Basisszenario ausreichend Spielraum verschaffen, den Zinserhöhungszyklus final zu beenden. Dieses Szenario könnte durch volatile Energiepreise, die Aufgrund von Fördermengenkürzungen und geopolitischen Konflikten in letzter Zeit stark schwankten, beeinträchtigt werden.

Q3-Berichtssaison kann positiv überraschen

Wenngleich die jüngste Aufwertung des US-Dollars zu einer Belastung der Gewinne von US-Unternehmen führte, die ein starkes Auslandsgeschäft aufweisen, besteht die berechtigte Hoffnung, dass die Unternehmensergebnisse für das dritte Quartal besser ausfallen als erwartet. Diese liegt jedoch vorrangig an den Prognosekürzungen in den letzten Quartalen und der damit verbunden geringen Erwartungshaltung der Marktteilnehmer. Die stark gestiegenen Zinsen lassen zwar den Schluss zu, dass die Finanzierungskosten der US-Unternehmen ähnlich stark angestiegen sind, jedoch macht sich die hieraus ergebene mögliche Belastung bei vielen Unternehmen noch nicht bemerkbar. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass US-Unternehmen grundsätzlich sehr lange Laufzeiten für ihre Schulden gewählt haben. Dadurch ist es ihnen in den letzten Jahren der Niedrigzinsphase gelungen, sich günstige Zinssätze zu sichern. Die negativen Auswirkungen des Zinsanstiegs werden sich erst in einigen Jahren bemerkbar machen, wenn diese Schulden refinanziert werden müssen. Zunächst wirkt sich das gestiegene Zinsniveau auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit soliden Kapitalpolstern sogar positiv aus, denn deren Zinslast sinkt sogar, da Guthaben zu deutlich höheren Zinsen angelegt werden können.

Schlechte Stimmung eröffnet Chancen

Mit dem Aktienmarktrücklauf in jüngster Zeit, ist das Bewertungsniveau wieder gesunken. Das Sentiment hat sich verschlechtert und defensivere Positionierung der Marktteilnehmer haben für eine Zunahme der Barreserven gesorgt. Obwohl es unmöglich ist, den genauen Tiefpunkt an den Kapitalmärkten vorherzusagen, könnten die zuvor genannten Faktoren einen erneuten Anstieg des Aktienmarktes im letzten Quartal unterstützen, sofern die Q3-Berichtsaison positiv verläuft und sich der US-Renditeanstieg abschwächt.

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Über den Autor

Alexander Reich

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verantwortet das Portfoliomanagement mit dem Schwerpunkt Multi-Asset-Strategien. Darüber hinaus ist er CIIA/CEFA-Charterholder sowie Leiter des Anlageausschusses der PVV AG.
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