Marktkommentar September 2023

Werbemitteilung | Zinssorgen belasteten den Aktienmarkt im August, da Investoren befürchteten, dass die US-Notenbank aufgrund der anhaltend hohen Inflation die Zinsen weiter anheben könnte. Zusätzlich spielten saisonale Effekte eine Rolle, da August und September traditionell schwache Monate für Aktienmärkte sind. Dieses saisonale Muster bestätigte sich erneut.

22. September 2023

10,4 min.

Alexander Reich

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Das Wichtigste in Kürze*:

  • Zinssorgen belasteten den Aktienmarkt im August, da Investoren befürchteten, dass die US-Notenbank aufgrund der anhaltend hohen Inflation die Zinsen weiter anheben könnte.
  • Saisonale Effekte spielten eine Rolle, da August und September traditionell schwache Monate für Aktienmärkte sind. Dieses saisonale Muster bestätigte sich erneut.
  • Trotz möglicher kurzfristiger Erholungschancen, wird geraten, mittelfristig vorsichtig zu bleiben, aufgrund saisonaler Schwierigkeiten, angespannter monetärer Bedingungen und unsicherer wirtschaftlicher Lage in Europa und China.
  • Steigende Öl- und Rohstoffpreise könnten die Inflation beeinflussen und dazu führen, dass die Notenbanken länger an einer restriktiven Geldpolitik festhalten.

* „Das Wichtigste in Kürze“ wurde von einer künstlichen Intelligenz generiert.

Rückblick: Zinssorgen belasten den Aktienmarkt

Saisonale Effekte beeinflussen das Börsengeschehen

Im August und September laufen Aktien traditionell schlecht. Dieses saisonale Kursmuster bestätigte sich auch in diesem August wieder, sodass sich dieser als bisher schwächster Monat des Jahres für fast alle Aktienmärkte herausstellte. Belastend wirkte sich die weiterhin vorherrschende Einstellung der Investoren aus, dass gute Nachrichten als schlechte Nachrichten gewertet wurden. Eine besser als erwartete wirtschaftliche Entwicklung und robuste Arbeitsmarktdaten in den USA schürten die Sorge vor weiteren Zinsanhebungen bzw. einer deutlich längeren Wartezeit bis zur ersten Zinssenkung durch die Fed. Zudem zeigte sich die US-Kerninflation (4,7 % ggü. Vorjahr) weiterhin als unbefriedigend hoch, in Anbetracht der Tatsache, dass das Inflationsziel der Fed bei 2 % liegt. Vor diesem Hintergrund erreichten die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen mit 4,34 % im Monatsverlauf ihren höchsten Stand seit 2007. Als zusätzliche Belastung für den Aktienmarkt kamen die weiterhin schlechten Wirtschaftsdaten aus China und Europa hinzu. Sonach verlor der chinesische Aktienmarkt (CSI 300) 6,2 % und die europäischen Leitindizes Euro Stoxx 50 und STOXX Europe 600 büßten 3,9 % bzw. 2,8 % ein, während der deutsche Aktienindex DAX um 3,0% nachgab. Die Verluste am US-Aktienmarkt fielen etwas geringer aus. So verlor der breite US-Index S&P 500 (marktgewichtet) 1,8 % und die US-Technologiebörse Nasdaq 100 1,6 %. Der S&P 500 Equal Weight (gleichgewichtet) musste aufgrund der schwachen Entwicklung von Small- und Mid-Cap-Werten einen Kursrückgang von 3,4 % hinnehmen.

Im Zuge der Erholung des Ölpreises konnte der europäische Energiesektor, entgegen des allgemeinen Markttrends, zulegen. Ebenfalls gefragt war die Gesundheitsbranche, welche unter Aktieninvestoren als defensiver Sektor betrachtet wird. Hingegen verzeichneten die Sektoren zyklischer Konsum, Industrie, Grundstoffe und Informationstechnologies die stärksten Verluste unter den europäischen Branchen. Auf Investmentstil-Ebene verloren Wachstumswerte (Growth) stärker als Substanzwerte (Value). Zudem mussten kleine europäische Unternehmen (Small-Caps) höhere Kursverluste hinnehmen als große Unternehmen (Large Caps). Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen entfernte sich im Monatsverlauf wieder etwas von ihrem zwischenzeitlichen Höchststand, stieg aber dennoch im August um 16 Basispunkte auf 4,10 %, während die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe um einen Basispunkt auf 2,48 % zurück ging. Die Rendite der 2-jährigen deutschen und amerikanischen Staatsanleihen lag zum Monatsende bei 2,98 % bzw. 4,88 %. Die Zinsstrukturkurven bleiben demnach invers.

Der Euro wertete im August gegenüber dem US-Dollar ab, wobei der Wechselkurs von 1,10 auf 1,084 US-Dollar zurücklief. Der Preis für eine Feinunze Gold fiel um 1,3 % von 1.964,98 auf 1.940,21 US-Dollar. Der Rohölpreis (Brent) erholte sich im Monatsverlauf wieder auf die Preisniveaus von Ende Juli und pendelte sich bei 85,22 US-Dollar pro Barrel ein.

Die Fed navigiert unter bewölktem Himmel nach den Sternen

„It is the Fed’s job to bring inflation down to our 2 percent goal, and we will do so.“ Mit diesen Worten eröffnete der Präsident der US-Notenbank, Jerome Powell, seine Rede beim diesjährigen Notenbankertreffen in Jackson Hole. Damit bekräftigte er sein Bekenntnis zum Inflationsziel von 2 %. Vor dem Hintergrund der langsamen Fortschritte bei der Senkung der Kerninflation könnte dies weitere Zinsschritte erforderlich machen respektive dazu führen, das aktuelle Zinsniveau länger beizubehalten. Die zukünftige Zinsentwicklung wird stark von der Datenlage (insb. Kerninflation und Arbeitsmarkt) abhängen und so hob Powell ebenfalls hervor, dass die Notenbank die kommende Zinsentwicklung aufgrund der undurchsichtigen Datenlage selbst noch nicht kenne bzw. sie „…unter bewölktem Himmel nach den Sternen“ navigiere. Die Sorge, dass die US-Geldpolitik noch nicht restriktiv genug ist, belastete somit den Aktienmarkt im Monatsverlauf. Jedes Signal auf schwächere US-Wirtschafts-, Konsumenten- und Arbeitsmarktdaten wurde hingegen mit steigenden Aktienkursen gewürdigt, da dies mit der Hoffnung auf eine Pause im Zinszyklus einhergehe. Die jüngsten Daten zum US-Arbeitsmarkt zeigten zumindest Zeichen für eine mögliche Abkühlung. So stieg die Arbeitslosenquote in den USA im August auf 3,8 % (ggü. 3,5% Vm.) und das Lohnwachstum verlangsamt sich.

Chinas Wirtschaft weiterhin im Krisenmodus

Die chinesische Regierung versuchte unterdessen mit der zweiten Zinssenkung seit Juni die Konjunktur ankurbeln. So reduzierte die Peoples Bank of China (POBC) im August den Zinssatz für Kredite mit einer einjährigen Laufzeit um 15 Basispunkte auf 2,50 %, um die Kreditnachfrage und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Doch noch zeigen diese Bemühungen keine große Wirkung. Die Exporte sanken im August den vierten Monat in Folge (-8,8 % ggü. Vj.) und die Importe (-7,3 % ggü. Vj.) fielen ebenfalls schwächer aus. Neben einem kraftlosen Außenhandel bereitet der Immobilienmarkt weiterhin Sorgen, wenngleich strauchelnde Immobilienfirmen wie Country Graden von seinen Gläubigern mehr Zeit bekommen, um Schulden zu begleichen. Ungeachtet der wirtschaftlichen Sorgen im Reich der Mitte, geht die politische Führung weiter auf Konfrontationskurs mit den USA und deren Tech-Konzernen. So wurde spekuliert, ob China möglicherweise ein Verbot zur Nutzung von iPhones für Regierungsmitarbeiter vorbereitet. Für den Aktienkurs von Apple wurde diese Nachricht in den ersten Septemberwochen zum Belastungsfaktor, da etwa ein Fünftel seiner Einnahmen in China generiert werden.

Ausblick: Vorschneller Optimismus bleibt gewagt

Mittelfristig vorsichtig bleiben, aber kurzfristig Chancen nutzen

Im September ist weiterhin Vorsicht am Finanzmarkt geboten, auch wenn kurzfristig eine Erholung möglich ist. Saisonal gesehen ist der September – vergleichbar zum August – oft ein schwieriger Monat für die Finanzmärkte und die monetäre Situation bleibt angespannt, da die Zentralbanken die Zinsen hochhalten und ggf. noch weiter erhöhen, um die Inflation zu bekämpfen. Die konjunkturelle Lage in den USA scheint weiterhin robust zu sein, aber in Europa nehmen die Konjunkturrisiken zu und die Stimulierungsmaßnahmen in China haben noch keinen nennenswerten Effekt auf die dortige Wirtschaftsentwicklung. Ein gewisses kurzfristiges Erholungspotenzial signalisieren jedoch markttechnische Indikatoren wie beispielsweise der Angst & Gier-Index von CNN (CNN Fear & Greed Index), welcher sich aus sieben verschieden Indikatoren zur Messung der Börsenstimmung zusammensetzt. Dieser bewegt sich nunmehr im neutralen Bereich (Neutral) und tendiert nicht mehr in Richtung „Gier“ (Greed). Dies kann als antizyklisches Zeichen gewertet werden, da die Investoren nicht mehr übertrieben optimistisch zu sein scheinen, was für eine temporäre Markterholung sprechen kann.

Aufgrund der restriktiven Notenbankpolitik ist jedoch mittelfristig mit weiterem wirtschaftlichem Schaden in den USA und Europa zu rechnen. Wenngleich zumindest in den USA nicht mit einer harten wirtschaftlichen Landung zu rechnen ist, sehen die Gewinnerwartungen der Unternehmen für 2024 nicht einmal eine leichte Rezession vor. Hieraus lässt sich ein nicht zu vernachlässigendes Enttäuschungspotential für den Aktienmarkt ableiten, wenn sich die Wirtschaft schneller abkühlt als bisher angenommen. Vor dem Hintergrund stetig sinkender Sparguthaben, massiv steigender Kreditkartenschulden und der anstehenden Wiederaufnahme des vorübergehend ausgesetzten Schuldendienstes von US-Studenten für Studienkredite bleibt es fraglich wie es um den US-Konsum in naher Zukunft bestellt ist, welcher bisher eine tragende Säule der robusten wirtschaftlichen Entwicklung war. In Anbetracht der niedrigen Marktvolatilität und der unsicheren konjunkturellen Datenlage, ist die Zeit für eine deutliche Erhöhung des strategischen Aktienanteils im Portfolio noch nicht gekommen. Hier kann man geduldig auf ein Anspringen der Volatilität waren und die Mittel hierfür in Investmentgrad-Anleihen mit attraktiven Renditen parken.

Öl- und Rohstoffpreise bedrohen Inflationsrücklauf

Wie schwierig die künftige Inflationsentwicklung respektive der kommende Zinspfad einzuschätzen ist, zeigt ein Blick auf die Öl- und Rohstoffpreise. Diese ziehen weiter an und es ist anzunehmen, dass sich dieser Trend fortsetzten wird. In den vergangenen Jahren sind zu wenige Investitionen in die Kapazitätsausweitung getätigt worden, so dass nun ein Angebotsdefizit entsteht. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich dieser Engpass noch weiter verschärfen wird, da für die Dekarbonisierung der Wirtschaft erhebliche Mengen an Industriemetallen benötigt werden.

Zudem müssen die USA ihre Öl-Reserven weiter auffüllen und dies in Zeiten, in denen OPEC+-Länder ihre Produktion (Saudi-Arabien und Russland) freiwillig reduzieren, Streiks in Produktionsanlagen (US-Energiekonzern Chevron in Australien) drohen und sich ein Rückgang der US-Schieferölproduktion (Anzahl der US-Bohrtürme) einstellt. Dies kann zu einer strukturell höheren Inflation führen bzw. den Rücklauf der Gesamtinflation verlangsamen und die Notenbanken dazu veranlassen das Zinsniveau weiter zu erhöhen respektive länger hochzuhalten als zunächst angenommen. Dass sich die Fed und die EZB bald dem Ende des Zinserhöhungszykluses nähern, wurde in diesem Jahr schon vielfach erwartet, zumindest für die Fed scheint das geldpolitische Umfeld nunmehr ausreichend restriktiv zu sein, um im September die Zinsen nicht weiter zu erhöhen. So weist das „FedWatch-Tool“ der Chicago Mercantile Exchange (CME) für die kommende Zinsentscheidung der US-Notenbank lediglich noch eine Wahrscheinlichkeit von deutlich unter 5% auf, dass die Zinsen um 25 Basispunkte angehoben werden. Das Tool analysiert und aggregiert verschiedene Marktdaten, insbesondere die Preise von Fed-Futures-Kontrakten, um die Markterwartungen hinsichtlich zukünftiger Zinssatzerhöhungen oder -senkungen durch die Fed darzustellen.

China bleibt das Sorgenkind der Weltwirtschaft

Die Probleme der global zweitgrößten Volkswirtschaft sind vielschichtig (Immobilienmarktkrise, Jungendarbeitslosigkeit, Demografie, Exportschwäche, Deflation, politisch orchestriere Fehlallokation von Kapital, überschuldete Provinzen) und aktuell sieht es nicht danach aus, dass die Führung in Peking bereit ist, ein umfassendes Stimulationspaket zu schnüren. Es bleibt auch zu befürchten, dass die bisher getroffenen Maßnahmen bereits zu spät kamen und wesentlich zu klein ausfielen. Wenngleich sich die chinesische Geldpolitik in eine expansivere Richtung bewegt, sind diese nur „Trippelschritte“ und wenig überzeugend für den Kapitalmarkt. China bleibt vor diesem Hintergrund eine politische und wirtschaftliche „Blackbox“, zu der es jedoch gute Alternativen gibt. Das Stichwort heißt „Nearshoring“ und bezeichnet die Verlagerung von Produktion in das nahegelegene Ausland. Länder wie Japan, Indien, Vietnam und Mexiko profitieren zunehmenden vom Trend, sich unabhängiger von China zu machen und Produktionen wieder näher an die Endkunden zu holen. So profitiert Mexiko wie keine andere Nation vom Konflikt zwischen China und den USA, da die USA vermehrt im südlichen Nachbarland produzieren. Für die USA ist China nur noch der dritt-wichtigste Handelspartner (Exporte und Import im Jahr 2022), nach Mexiko und Kanada. Darüber hinaus dürften in den meisten Schwellenländern bereits Zinssenkungen anstehen, da diese deutlich weiter im Zinserhöhungszyklus fortgeschritten sind. Die Investmentchance für die Schwellenländer ex China erscheinen vor diesem Hintergrund attraktiv.

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Über den Autor

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About the Author: Alexander Reich

verantwortet das Portfoliomanagement mit dem Schwerpunkt Multi-Asset-Strategien. Darüber hinaus ist er CIIA/CEFA-Charterholder sowie Leiter des Anlageausschusses der PVV AG.
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