Aktien markieren neue Rekorde – Nicht nur Anlegerlieblinge: Die Börsen schnellen auch in der Breite nach oben

Doch noch Rekorde in diesem Jahr! Und das ist nicht die einzige gute Nachricht für Anleger. Denn es scheint so, dass die gute Kursentwicklung mehr und mehr Aktien beflügelt, und nicht mehr nur die Anlegerlieblinge.

02. Januar 2024

2,8 min.

Julian Kampmann

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Nachdem die Aktienmärkte einen Großteil ihrer zwischenzeitlichen Jahresgewinne in den Monaten August bis inklusive Oktober wieder einbüßten, gelang zuletzt eine recht dynamische Wiederaufholung, welche einigen Märkten neue Jahreshöchststände bescherte. Getrieben wurde diese Bewegung erneut von den Big-Techs aus den USA. Themen wie beispielsweise Digitalisierung oder künstliche Intelligenz stellten im Jahresverlauf die Old-Economy in den Schatten.
Die derzeitige Phantasie bezüglich erhoffter Zinssenkungen der bedeutendsten Notenbanken führte auch die viel beschriebenen Technologiekonzerne an neue Allzeithöchststände heran oder sogar darüber hinaus. Die Zinssenkungsphantasien erreichten mittlerweile jedoch Ausmaße, welche übertrieben erscheinen. Sollte die US-amerikanische Fed – entgegen ihrer traditionellen Vorgehensweise – in den Monaten vor der US-Präsidentschaftswahl tatsächlich mehrere Zinssenkungen vornehmen? In der aktuellen Vorweihnachtszeit mag mancher Wunsch hoffentlich erfüllt werden, ob dies jedoch auch für die Zeit des – in den USA sehr ausgeprägten – Wahlkampfes gilt, darf zumindest bezweifelt werden.

US-Wahlkampf wirkt sich auf Notenbankpolitik aus

Wem genau diese Zweifel in den letzten Tagen immer mal wieder in den Sinn kamen, der mag zugleich an der weiteren Dynamik der vorweihnachtlichen Aufholbewegung der Aktienmärkte zweifeln. Ob die aktuelle Jahresendrallye übertrieben ist oder nicht, wird die Zukunft zeigen. Häufig werden in Verbindung mit dem Jahreswechsel jedoch Portfolios neu ausgerichtet. Dies kann unter anderem dazu führen, dass beispielsweise die Benchmarkallokation wieder hergestellt wird.
In diesem Sinne würden die Aktien der US-Big-Techs anteilig reduziert, sie hätten jedoch nicht unter überproportional starken Verkäufen zu leiden, denn ihre Gewichtung in zahlreichen Indizes ist in Folge der Kurssteigerungen mit angewachsen. Zum Jahresende ist es sogar möglich, dass diese Aktien von Managern gekauft werden, an denen der Tech-Zug im laufenden Jahr vorbeigefahren ist, weil sie die entsprechenden Werte zum Jahresende in ihren Allokationen zeigen wollen.

Sektorrotation kann Aktiengewinne in die Breite tragen

Andere, eher antizyklisch agierende Portfoliomanager schauen sich dagegen eher Unternehmen und Branchen an, welche im Jahr 2023 nicht sonderlich stark performt haben und gehen von einer Sektorrotation aus. Diese Vorgehensweise hätte den Effekt zur Folge, dass sich im Vorjahr schwach entwickelte Aktien beziehungsweise Branchen zukünftig stärker gewichtet würden, als die Vorjahresgewinner. Eine derart antizyklische Vorgehensweise entspricht nicht unbedingt der Mehrzahl der am Markt agierenden Manager, würde jedoch dazu führen, dass den Werten der Old-Economy 2024 ein gewisses Aufholpotential zuzubilligen ist.

Technologien der US-Big-Techs werden in Geschäftsprozessen benötigt

Die Kursbewegungen der letzten Tage erreichten mittlerweile bereits deutlich mehr Titel als die zuvor präferierten US-Big-Techs. Folglich gewannen auch zahlreiche der übrigen etwa 490 Titel des S&P 500, welche nicht den medial dominierenden Technologiekonzernen zuzurechnen sind. Von dieser Entwicklung profitierte unter anderem auch der Russell 2000, welcher schon alleine aufgrund seiner hohen Anzahl an Indexmitgliedern auch breiter aufgestellt ist und zudem die sogenannte zweite Reihe, kapitalisierungsschwächerer Werte, repräsentiert.
Es wäre jedoch vermessen davon auszugehen, dass die US-Big-Techs 2024 nicht erneut zu den Top-Performern gehören. Allein deren Technologievorsprung ist kaum noch aufzuholen und wird in unzähligen Geschäftsprozessen benötigt. Die oben beschriebene Rückkehr zur Benchmarkallokation, und eine mögliche Sektorrotation könnten jedoch dazu führen, dass die Markterholung an Breite gewinnt.

  • Dieser Artikel wurde geschrieben für Focus Online.

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Julian Kampmann

About the Author: Julian Kampmann

ist Vermögensbetreuer und Experte für Digitale Assets. Einer der Schwerpunkte seiner Arbeit liegt in der Entwicklung und Umsetzung von Portfolio-Strategien mit Bezug auf Kryptowährungen.
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