Sparbuch, Anleihen, Aktien – so wirkt der steigende Zins auf Ihre Geldanlage
Die Zeiten von Null- und Negativzinsen sind vorbei. Vielerorts ist eine gewisse Erleichterung zu vernehmen. Doch die Zinswende bringt zahlreiche finanzierungsintensive Geschäftsmodelle in Bedrängnis. Was Anleger wissen müssen.
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In den vergangen eineinhalb Jahren sind die Leitzinsen innerhalb der Eurozone durch acht Erhöhungen um je 25 beziehungsweise 50 Basispunkte von 0,0 auf 4,0 Prozent angestiegen. In den USA ist das Bild noch deutlicher: Dort erhöhten sich die Fed-Funds von 0,25 auf 5,0 Prozent. Doch kommen diese positiven Zinsentwicklungen auch bei allen Sparern und Kapitalanlegern an?
Kontoguthaben bleiben überwiegend unverzinslich
Eines der in Deutschland beliebtesten Anlageprodukte bleibt – leider – das Konto. Hier ist festzustellen, dass eine positive Guthabenverzinsung noch nicht in der Breite angekommen ist, sondern Banken die positive Notenbankverzinsung als eigenen Ertrag vereinnahmen. Lediglich bei Festgeldanlagen, bei denen das Guthaben für eine gewisse Zeit nicht verfügbar ist, bieten Banken und Sparkasse mittlerweile eine leicht positive Rendite, die jedoch deutlich unter dem Leitzinsniveau verbleibt.
Anleihen bringen nur eingeschränkte Mehrwerte
Bei vergleichsweise konservativen Wertpapieren können Anleger schon einen Schnaps mehr Ertrag erlangen. Die Rendite kurzer Bundesanleihen mit Laufzeiten von sechs bis zwölf Monaten liegt aktuell bei gut 3,4 Prozent jährlich. Wer bereit ist, ein etwas höheres Risiko in Kauf zu nehmen, kann auf Unternehmensanleihen setzten: Zuletzt wurde beispielsweise eine vierjährige Anleihe der Porsche, WKN PAH003″>Porsche Automobil Holding SE mit einer Rendite von etwa 4,25 Prozent jährlich emittiert. Verglichen mit einer Bundesanleihe ist das deutlich mehr, denn der Bund bietet bei identischer Laufzeit lediglich eine Rendite von etwa 2,7 Prozent jährlich. Ausschüttungsorientierte Anleger müssen daher aktuell nicht weiter allein auf Dividendenzahlungen hoffen, sondern sind wieder in der Lage, regelmäßige Zahlungsflüsse auch über Kuponzahlungen diverser Anleihekategorien zu vereinnahmen.
Der Laufzeiten- und Renditevergleich deutscher Bundesanleihen verdeutlicht die inverse Struktur der Renditekurve: Kurze Laufzeiten rentieren höher als längere. Dieses Bild entsteht im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Herausforderungen einer Rezession und genau darin liegt das eigentliche momentane Dilemma. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und einigen anderen Ländern ist (leicht) negativ, die breiten Inflationsraten verharren auf deutlich erhöhtem Niveau, die Kerninflationsraten steigen teilweise sogar und die Notenbanken erhöhen ihre Zinsen, um dem Inflationsdruck Herr zu werden.
Nur Aktien generieren momentan einen realen Wertzuwachs
Für die Wirtschaft ist dieses negative Zusammenspiel ein denkbar schlechter Nährboden. Doch trotzdem gelang es zahlreichen Aktiengesellschaften und -indizes sich seit Jahresanfang sehr positiv zu entwickeln. Der Dax lag zu Jahresmitte bei einem Wertzuwachs von etwa 16 Prozent. Insbesondere US-amerikanische Technologiewerte erzielten ihren höchsten Zugewinn innerhalb eines ersten Kalenderhalbjahres seit Datenerhebung.
Mittels der breiten Wertentwicklungen von Aktien und Aktienindizes waren Anleger im ersten Halbjahr in der Lage auch nach Inflation und Steuerabzug eine positive Realrendite zu erlangen. Bei Anleihen und Festgeldern sieht das Bild noch gänzlich anders aus. Deren positive Renditen reichen bei Weitem noch nicht aus, zu einem realen Werterhalt beizutragen.
Das gezeichnete wirtschaftliche Bild lässt vermuten, dass die Herausforderungen für zahlreiche Unternehmen und Aktiengesellschaften in den nächsten Monaten weiter zunehmen und die Aktienmarktentwicklung des ersten Halbjahres nicht unbedingt als durchgängig repräsentativ für das zweite Halbjahr 2023 angesehen werden darf. Wer jedoch eine Chance auf einen realen Werterhalt erlangen möchte, kommt im aktuellen und absehbar zukünftigen Zeitfenster nicht an Aktieninvestments vorbei. Wem das damit einhergehende Risiko jedoch zu groß ist, dem bleibt keine Alternative, als einen Teil seiner Ersparnisse der Inflation zu opfern.
Das eigene Portemonnaie begrenzt Kursphantasien
Erhöhte Preissteigerungsraten werden bewirken, dass Verbraucher ein sensibleres Gespür für ihr Ausgabeverhalten entwickeln. Sind steigende Monatsbeiträge für Amazon Prime, DAZN etc. noch drin, oder wird das Geld eher für Lebensmittel, Haushaltswaren etc. genutzt? Die Antwort liegt auf der Hand und somit dürfte der gesunde Menschenverstand im aktuellen Jahr ein guter Berater sein, welche Werte in ein breit diversifiziertes Portfolio gehören und zu den Gewinnern zählen können.