Aussichten deutlich besser als bei deutschen Aktien – An den US-Tech-Giganten werden Anleger auch künftig einfach nicht vorbei kommen
Amerikanische Tech-Aktien sind teuer, deutsche Konkurrenten erscheinen wie ein Schnäppchen - wer so denkt, denkt nicht weit genug. Denn ein Blick auf die Wachstumschancen offenbart schnell, dass Anleger um die Werte aus den USA schlicht keinen Umweg machen können.
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Die Perspektive der US-Tech-Giganten scheint immer noch rosig, obwohl deren Bewertung bereits atemberaubende Ausmaße angenommen hat. Mittel- bis langfristig führt jedoch kaum ein Weg für Unternehmen und Investoren an diesen Konzernen vorbei. Ihr Anteil an zahlreichen kapitalisierungsgewichteten Indizes wächst, weshalb die jeweiligen Gewichtungen in unterschiedlichen US- oder globalen Indizes deutlich über dem Durchschnitt liegt. Daher sind auch passive Investoren, die unterschiedliche Indizes in ihren Portfolios halten, an deren Entwicklung beteiligt.
Schaut man sich die Bewertung des Dax im Vergleich zum S&P 500 an, ist es offensichtlich, dass Deutschland (Dax-KGV: < 12) im Gegensatz zum breiten US-Index (S&P 500-KGV: 23) relativ günstig zu sein scheint. In Deutschland sucht man Konzerne mit derart zukunftsweisenden Technologien und Dienstleistungen wie sie in den USA vorkommen jedoch vergeblich. Unternehmen wie Apple, Meta Plattforms, Microsoft , Nvidia und Konsorten finden in ganz Europa keine ebenbürtige Konkurrenz. Selbst chinesische Unternehmen können nicht mithalten oder werden durch den US-Protektionismus zumindest ausgebremst.
KI als Treiber für weiteres Wachstum der US-Tech-Konzerne
Der genannte Bewertungsunterschied verdeutlicht auf den ersten Blick, dass die deutschen Large Caps fast historisch günstig sind. Doch fraglich erscheint, welchen der 40 Dax-Konzerne die technologische Zukunft gehört. SAP und Infineon kommen relativ gut durch die aktuellen Turbulenzen, können mit den US-Tech-Giganten jedoch kaum Schritt halten. Gemeinsam mit der Deutsche Telekom und Siemens vereinen die vier Tech-Werte eine Gewichtung von etwa 28 Prozent der Dax-Kapitalisierung.
Der S&P 500 weist derzeit eine Technologiequote von gut 40 Prozent auf, welche von Apple (ca. sieben Prozent), Microsoft (ca. sieben Prozent), Amazon (ca. vier Prozent), Nvidia (ca. drei Prozent), Alphabet (ca. zwei Prozent) und Meta Plattforms (ca. zwei Prozent) dominiert wird. Die kumulierte Marktkapitalisierung dieser sechs US-Unternehmen überragt die des gesamten Dax bei weitem und an dieser Verhältnismäßigkeit wird sich auch zukünftig wenig ändern.
Der spätestens seit dem vierten Quartal 2022 entfachte Boom um die Entwicklung Künstlicher Intelligenzen (KI) ist keine Modeerscheinung, sondern eine Neuheit, die den beruflichen sowie privaten Alltag nie wieder verlassen wird. Die KI ist also gekommen, um zu bleiben und die wirtschaftliche Nachfrage nach digitalen Leistungen erfährt ein rasantes Wachstum, deren Ende nicht absehbar ist. Leider geht diese positive Entwicklung an den etablierten Geschäftsfeldern deutscher Large-Caps überwiegend vorbei. Dies soll kein weiterer der bereits zahlreich existenten Artikel über den Abgesang der deutschen Wirtschaft sein, sondern lediglich herausstellen, dass die nennenswert höhere Bewertung des US-Index genau der zuvor geschilderten Entwicklung entspricht und deren Zukunftsperspektive spiegelt.
Deutsche Digitalisierungsquote mit Nachholbedarf
Problematisch ist zudem, dass die Nutzung der KI in Unternehmen erst sinnvoll erscheint, wenn diese zuvor ihre Digitalisierungshausaufgaben gemacht haben. Laut Statista (Stand: November 2023) weist die Bundesrepublik auf Platz 13 eine Digitalisierungsquote von 52,88 Prozent auf und liegt damit im Durchschnitt der gesamten EU-Länder (52,28 Prozent). Vorreiter sind Finnland (90,6 Prozent), Dänemark (69,33 Prozent) und die Niederlande (67,37 Prozent). Fraglich erscheint, wie diese Quote hierzulande weiter gesteigert werden soll, wenn die Herausforderungen der digitalen Infrastruktur nicht schnellstens behoben werden, um Unternehmen in die Lage zu versetzen, Anschluss zu halten oder diesen zurückzuerlangen.
Nennenswerte Einsatzpotentiale von KI lassen sich erst heben, wenn die Digitalisierung in Richtung 100 Prozent tendiert. Wie soll ein traditioneller Geschäftsprozess durch KI verbessert werden, wenn sich die analoge Vorgehensweise nicht für einen repräsentativen Trainings-Datensatz der KI anbietet?
Auch in Deutschland haben sich die Geschäftsmodelle der US-Tech-Konzerne bereits in der Breite durchgesetzt und werden von weiteren Digitalisierungspotentialen profitieren. Es ist fast keine Perspektive denkbar, von der nicht genau die oben genannten US-Unternehmen ihren positiven Anteil haben und entsprechend mitverdienen. Auch die deutschen Technologiewerte werden anteilig profitieren, jedoch erscheint deren Perspektive im Vergleich zu den dominierenden US-Konkurrenten eher eingeschränkt.
US-Tech sollte mittel- bis langfristig in Portfolios gewichtet sein
Ob die US-Giganten aktuell überbewertet sind oder nicht, scheint für einen mittel- bis langfristig orientierten Anleger eher sekundär zu sein, denn über die Zeit werden sich diese Unternehmen weiter durchsetzen und einen nennenswerten Teil am Digitalisierungs- und KI-Trend haben. Grundsätzlich sollten die Diversifikationspotentiale in jedem Portfolio trotz dieser positiven Aussichten berücksichtigt werden. Dies gilt auch bei der Auswahl passiver Portfoliobestandteile, die gegebenenfalls identische Mitglieder umfassen und wodurch Kumulationsrisiken erwachsen können.